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Friday, January 27, 2017

Peter Marino

Als das Pariser Kaufhaus Bon Marché 1875 eine Galerie mit Kunstwerken, die von den Salons abgekehnt wurden, eröffnete, galt es bei seinen Kundinnen sofort als chic. Peter Marino, Architekt für Dior, Vuitton, Chanel und andere Luxusmarken, ist ebenfalls von der Magie der Kunst als Verkaufskatalysator überzeugt. Allerdings arbeitet er nicht mit Außenseitern, sondern mit Stars wie James Turrell, Teresita Fernandez, Vik Muniz, Richard Prince und sogar mit Sol Lewit - posthum, und vielleicht nicht unbedingt in dessen Sinne. Doch Michal Rovner, Israels prominenteste, für häufig ebenso verstörende wie betörende Arbeiten bekannte Künstlerin, ließ sich unschwer zu einer Videoinstallation für die Fassade des Chanel Shops in Hong Kong überzeugen: schließlich sehen an einem Tag mehr Menschen ihre von den Gasfeldern Kazakhstans inspirierten, abstrahierten Flammen über die Häuserwand strömen als während einer mehrmonatigen Show im Jeu de Paume oder Whitney Museum. 


Die glamouröse Dior-Boutique von Peter Marino in London ist die größte
des United Kingdom 

"Es wird einem etwas von erlesener Qualität geboten", sagt Marino, der im Laufe seiner Karriere mehr als 250 Werke für die Glamourbranche in Auftrag gegeben hat - nichts drückt seines Erachtens mehr Respekt für den Kunden aus als hochwertige Kunst. Auch wenn sie längst mit dem Kommerz ein vermutlich unwiderruflich osmotisches Verhältnis eingegangen und Purismus kaum noch einzuklagen ist - büßt die Kunst bei dieser Transfusion ihres Lebenssaftes an Objekte rein materieller Begierde etwa nicht an Kraft ein? Im stetig verschärften Konkurrenzkampf zwischen Bequemlichkeit und Unterhaltung beziehungsweise zwischen Online- und Erlebnis-Shopping sind Art Brands wie Richard Prince und Damien Hirst den High-End Modefirmen wichtig genug, um circa drei Prozent ihres Milliardenbudgets auf sie zu verwenden, wobei die Architektur ist mit Abstand der teuerste Posten bleibt.



Peter Marino, der seine Karriere als Innenarchitekt für Warhol begann und sich mit Museumsintereurs und Edelläden zum "Art Architekten" - so der Titel eines im Sommer bei Phaidon erschienenen Bildbandes - spezialisierte, wollte schon immer wie Andy sein. "Wir leben in einem Land der Massenproduktion und der Popstars - die Kardashians sind unsere Liz und unsere Marilyn." Er wünscht sich nichts mehr als dass seine Architektur und die Kunst, mit der er sie füllt, unser Zeitalter ausdrücken möge. Und das gelingt ihr wohl allzu gut.
C.S.

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