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Sunday, April 10, 2016

New York Goethe Institut - Deutscher Buchclub liest Hans Plenschinski's "Königsallee"

19.04.16
18:00-19:30 Uhr
GOETHE-INSTITUT NEW YORK
30 Irving Place 
New York, NY 10003

Im April diskutiert der Deutsche Buchclub den Roman Königsallee von Hans Pleschinski (CH Beck, 2013. Taschenbuchausgabe von dtv mit der ISBN: 9783423144162. 9,90 €).

Thomas Mann kommt im Sommer 1954 aus der Schweiz nach Düsseldorf, um aus dem Felix Krull zu lesen. Im selben Hotel, dem “Breidenbacher Hof”, ist gleichzeitig Klaus Heuser abgestiegen, der zu Thomas Manns großen Lieben gehört und dem er in der Figur des Joseph ein Denkmal gesetzt hat. Nun sorgt die mögliche Begegnung der beiden für größte Unruhe, zusätzlich zu dem Aufruhr, den der Besuch des ins Exil gegangenen Schriftstellers im Nachkriegs-Deutschland ohnehin auslöst. Anschaulich und dezent, lebendig und kenntnisreich, atmosphärisch und voll unvergesslicher Figuren erzählt Hans Pleschinski in diesem großen Roman von Liebe, Verantwortung und Literatur – und von den 50er-Jahren in Deutschland.


Bitte melden Sie sich an falls Sie an einer Teilnahme interessiert sind: circulation@newyork.goethe.org. 

Los Angeles Goethe Institut: Kultfilm Casablanca


Noah Isenberg über Emigranten in Film

Film/Vortrag und Diskussion
Montag,18. April 2016, 19:00 Uhr
Goethe-Institut Los Angeles, 5750 Wilshire Blvd. Suite 100, Los Angeles, CA 90036
Eintritt frei mit RSVP via eventbrite
Info +1 323 5253388
Info@losangeles.goethe.org

Regie: Michael Curtiz, USA, 1942, 102 Min, Englisch, digital. 
Mit: Humphrey Bogart, Ingrid Bergman, Paul Henreid, Conrad Veidt, Peter Lorre.

Casablanca, 1941. Rick Blaine (Bogart), ein zynischer Amerikaner und Einzelgänger führt einen gut frequentierten Nachtclub. 
In Ricks “Café Américain” treffen sich Flüchtlinge aus allen Teilen Europas, die auf Reisepapiere für die Ausreise in die USA warten. 
Unter den Gästen befinden sich nicht nur Schieber, Spieler, Diebe und leichte Mädchen, sondern auch Captain Renault (Rains), Repräsentant der Vichy-Regierung und Gestapo-Major Strasser (Veidt), der den bekannten Résistance-Kämpfer Victor Laszlo (Henreid) am Verlassen des Landes hindern will. 
Rick hält sich aus der Politik raus, bis er erfährt, daß seine frühere Geliebte Ilsa (Bergman) Laszlos Frau ist und alte Wunden in ihm aufbrechen. 
Ilsa gesteht Rick, ihn immer noch zu lieben und ihren Mann verlassen zu wollen. Aus Bewunderung für Laszlos Arbeit geht der abgebrühte Amerikaner zum Schein auf ihr Angebot ein, besorgt aber beiden ein Visum für die Ausreise.

Q&A und Empfang nach der Vorführung

Bitte reservieren Sie für diese Veranstaltung via Eventbrite: http://www.eventbrite.com/o/goethe-institut-los-angeles-3016234876 .

In seiner Einführung beleuchtet Noah Isenberg die Arbeit der Emigranten, die auf beiden Seiten der Kamera an diesem Film beteiligt waren.
Dieser Klassiker war einer der ersten Filme, die sich mit der Flucht und den persoenlichen Schicksalen der Verfolgten des NS-Regimes beschäftigte. 

Noah Isenberg ist Professor fürKultur und Medien sowie Director of Screen Studies am New School’s Eugene Lang College of Liberal Arts in New York City. 
Isenberg ist Autor von Edgar G. Ulmer: A Filmmaker at the Margins(California, 2014). 
Sein neues Buch über Casablanca erscheint 2017 im W.W. Norton Verlag. .

Präsentiert in Zusammenarbeit mit dem Max Kade Institute for Swiss-German-Austrian Studies


 $1 ermäßigtes Parken (gilt nur für Veranstaltungen) ab 18:00 Uhr an Wochentagen und den ganzen Tag an Wochenenden (Tiefgarage Wilshire Courtyard West-P1).

Boston - Goethe Institut: Iraqi Odyssey

In Zusammenarbeit mit swissnex Boston
Neue Filme aus Deutschland
Sonntag, 17. April 2016, 10:00 Uhr
Coolidge Corner Theatre, 290 Harvard Street, Brookline
Deutsch, englisch, französisch, arabisch mit englischen Untertiteln
Eintritt: $5
Info: +1 617 7342501
program@boston.goethe.org


Bomben, Krieg, wütende bärtige Männer, verschleierte schluchzende Frauen, kaputte Städte: der Irak von heute in den westlichen Medien. In Kontrast dazu stehen Bilder aus den 50er- und 70er-Jahren: Filme mit frivoler Musik, unverhüllte Frauen, die studieren; elegant gekleidete Männer in Bagdad, einer modernen Stadt. Wie konnte es soweit kommen? Der schweizerisch - irakische Regisseur Samir erzählt die Geschichte seiner globalisierten irakischen Mittelstandsfamilie, die sich im Lauf der letzten 50 Jahre – getrieben von den dramatischen politischen Entwicklungen in der Region – nach und nach über die ganze Welt verstreut hat. 
Regie: Samir 
Schweiz / Deutschland/ Vereinigte Arabische Emirate / Irak 2014 
DCP, 162 min. 

„Ein Meisterwerk des zeitgenössischen Dokumentarfilms.“ SWR 2 
„Ein reiches, akribisch recherchiertes und mit wunderbarem historischem Bildmaterial ausgestattetes Epos.“ Berliner Zeitung 

„In den Zeiten von Terror und Extremismus erinnert dieser Film an einen anderen Irak.“ Deutsche Welle TV

Berlin - Ausstellung: Johann Sebastian Bach und seine Frauen

Brav, gehorsam, still: So sollten Frauen im 18. Jahrhundert sein. Aber schon damals gab es manche, die darauf keine Lust hatten - wie einige der acht wichtigsten Frauen im Leben von Johann Sebastian Bach.

Nr. 1: Die begabte “Gehülfin” Anna Magdalena Bach


Anna Magdalena Bach (1701-1760)

Zu Lebzeiten von Johann Sebastian Bach (1685-1750) waren Frauen meist nur “Gehülfinnen”, also Gehilfinnen ihrer Ehemänner. So auch seine zweite Ehefrau. Dabei hatte er die damalige Anna Magdalena Wilcke als ausgebildete, hochbezahlte Kammersängerin kennengelernt. Seine erste Frau, Maria Barbara, war ein Jahr zuvor verstorben und hatte ihm viele Kinder hinterlassen. Die 20-jährige Anna Magdalena verzichtete auf eine eigene Karriere, um ihm 13 weitere Kinder zu schenken, seinen Haushalt mit Schülern und ständigen Besuchen zu regeln und lästige Pflichten von ihm fern zu halten. Sie verdingte sich auch (auch wenn man sich fragt, wann sie Zeit dafür gefunden haben mag!) als Notenkopistin für ihren Ehemann. In Leipzig durfte sie als Sängerin nicht in der Kirche auftreten. Dieses Privileg war Männern und Knaben vorbehalten. Vermutlich sang sie jedoch bei Konzerten von Bachs Amateurorchester, dem Collegium musicum, einer Gruppierung meist studentischer Musiker. Nach Bachs Tod schafften es vier von Bachs Söhnen zu Ruhm und Ansehen. Sie kümmerten sich jedoch nicht um ihre Mutter beziehungsweise Stiefmutter: Anna Magdalena verstarb als “Almosenfrau”. Unzählige Klavierschüler kennen das “Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach”, eine Sammlung von leicht zu spielenden bis anspruchsvollen Stücken für Tasteninstrumente. Demnach muss sie auch die Tasten gut beherrscht haben.


Nr. 2: Im Salon der Dichterin Christiane Mariane von Ziegler 
Christiane Mariane von Ziegler (1695-1760)

Die Tochter eines Leipziger Bürgermeisters wurde zu einer kaiserlich ausgezeichneten Dichterin. Sie schrieb religiöse Lyrik und Briefessays mit Witz und Esprit. In Leipzig gründete die auch musikalisch gebildete Frau von Ziegler einen der ersten literarisch-musikalischen Salons in Deutschland, eine “Begegnungsstätte von Bürgern, Gelehrten und Künstlern”. Es wird vermutet, dass Bach und seine Frau an den Aktivitäten dort teilnahmen. Sicher ist, dass Ziegler die Texte zu neun von Bachs Kirchenkantaten schrieb. Dabei war eine dichtende Frau zu jener Zeit eine recht ungewöhnliche Erscheinung. Das Frauenbild war umstritten: Sogar Bach soll eine Melodie zu einem Spottlied auf studierende Frauen geschrieben haben. Zieglers reimende Antwort: “Das Weib darf seinen Witz nicht zeigen: Die Vorsicht hat es ausgedacht. Es soll in der Gemeinde schweigen, sonst würdet ihr oft ausgelacht.” Zeit ihres Lebens kämpfte Ziegler unermüdlich gegen diese Situation an: “Wenn ein Frauenzimmer von Jugend auf sich der Erlernung dergleichen Gelehrsamkeit weyhet, warum sollte es nicht eben denjenigen Vortheil erhalten, den das Männliche Geschlechte erlanget?”

Nr. 3: Europas Primadonna Faustina Bordoni

Faustina Bordoni-Hasse (1697-1781)

Eigens für die aus Italien stammende, bestbezahlte Sängerin Europas hat Georg Friedrich Händel die Hauptrollen in fünf seiner Opern geschrieben. Die in ganz Europa gefeierte Mezzosopranistin heiratete 1730 den Komponisten Johann Adolf Hasse und ging mit ihm zur Oper am Hof Augusts des Starken in Dresden. Ein Jahr später sang sie bei der triumphalen Uraufführung von Hasses Oper “Cleofide”; unter den Zuhörern war Johann Sebastian Bach. Überliefert ist, dass Bach seinen in Dresden tätigen Sohn Wilhelm Friedemann einmal fragte: “Wollen wir nicht die schönen Dresdner Liederchen einmal wieder hören?” Das Ehepaar Hasse war mit den Bachs befreundet und stattete ihnen mehrere Besuche in Leipzig ab - und auch Faustina mag mit Bachs Collegium musicum gesungen haben. Hasse und seine “Diva assoluta” waren äußerst erfolgreich: Sie verdiente das doppelte Gehalt ihres Ehemannes, und beide zusammen sechszehn Mal so viel wie Bach.

Nr. 4: Hinter ihrem erfolgreichen Mann stand Luise Adelgunde Victorie Gottsched 

Luise Adelgunde Victorie Gottsched (1713-1762)

Kaiserin Maria Theresia nannte sie die “gelehrteste Frau Deutschlands”. In Mathematik, Geographie, Zeichnen, Musik, Philosophie sowie in Französisch und Englisch erhielt sie eine fundierte Ausbildung. Sie übersetzte große wissenschaftliche, historische und philosophische Werke, schrieb sieben Theaterstücke, verfasste Aufsätze über Philosophie - und komponierte auch. Dabei lehnte die gelehrte Frau Gottsched Ehrungen ab. Vor allem stand sie ihrem Ehemann bei, dem Leipziger Schriftsteller und Professor Johann Christoph Gottsched - und hatte einen erheblichen Anteil an seinem Erfolg. Die Vorlesungen ihres Mannes musste sie allerdings heimlich verfolgen; Frauen wurde damals der Zutritt zum Vorlesungssaal nicht gestattet. Frau Gottsched spielte Cembalo und Laute und nahm Kompositionsunterricht bei Bachs Schüler Johann Ludwig Krebs. Möglicherweise spielte sie ebenfalls in Bachs Collegium musicum.

Nr. 5: Die Preußische Prinzessin Anna Amalia komponierte auch

Prinzessin Anna Amalia von Preußen (1723-1787)

Als Tochter des “Soldatenkönigs” Friedrich Wilhelm I durfte sie zunächst keinen Musikunterricht nehmen, lernte jedoch inoffiziell bei ihrem Bruder, dem späteren Friedrich dem Großen. Anna Amalia beherrschte vier Instrumente und schrieb diverse Werke, zu denen Choräle, Sonaten, Fugen und Oratorien-Entwürfe gehören. Ihr großes Vorbild war Johann Sebastian Bach. Sie studierte beim ehemaligen Bach-Schüler Johann Philipp Kirnberger und beschäftigte ihn als Hofmusiker. Johann Sebastian begegnete sie vermutlich persönlich bei seinem Besuch in Potsdam 1747. Die preußische Prinzessin förderte Bachs zwei ältesten Söhne. Ihr unschätzbarer Verdienst: Sie nahm zahlreiche Bach-Handschriften in ihre “Amalien-Bibliothek” auf (nicht zu verwechseln mit der Anna Amalia-Bibliothek in Weimar). Sonst wären wichtige Werke wie die Brandenburgischen Konzerte und die h-Moll Messe möglicherweise verloren gegangen. 

Nr. 6: Sara Levy pflegte einen Bach-Kult

Sara Levy (1761-1854)

Die Tochter von Daniel Itzig, einem Berliner Bankier und “Hofjuden” Friedrich des Großen, war auch die Großtante Felix Mendelssohns. In Itzigs Familienkreis wurde Bachs Musik regelmäßig gespielt - auch zu einer Zeit, als der Komponist fast in Vergessenheit geraten war. Gegenüber vom Berliner Dom pflegte Sara Levy später einen musikalisch-literarischen Salon. Dort verkehrten E.T.A. Hoffmann, Bettina Brentano, die Brüder Humboldt, Achim von Arnim - und auch Ludwig van Beethoven spielte dort. Der Salon galt jedoch in erster Linie als “Sebastian und Philipp Emanuel Bach-Kultus”. Levy war die Lieblingsschülerin von Bachs ältestem Sohn Wilhelm Friedemann. Sie wurde eine virtuose Cembalistin und vergab Kompositionsaufträge an ihren berühmten Lehrer und seinen Bruder. In frühen Aufführungen von Werken von Bach - Vater und Söhne - spielte sie solo.

Nr. 7: Ohne Bella Salomon gäbe es keine Bach-Renaissance

Bella Salomon (1729-1824)

Als die Schwester Sara Levys wuchs Bella Salomon ebenfalls in einem Haushalt auf, in dem Bachs Musik hochgehalten wurde. Bachs Schüler Kirnberger hat sie unterrichtet. Bella Salomon war eine der ersten, die die Bedeutung von Bachs Matthäus-Passion erkannte. Eine Abschrift des Werks schenkte sie ihrem Enkel Felix Mendelssohn im Jahr 1823. Sechs Jahre später führte er das Werk zum ersten Mal nach Bachs Tod wieder auf - und leitete damit eine Bach-Renaissance ein.

Nr. 8: Die “Cembalo-Amazone” Wanda Landowska brachte der Welt den originalen Bach-Sound zurück

Wanda Landowska (1879-1959)

Wie wir Musik heute hören, hat viel mit Interpreten der Vergangenheit zu tun - und dabei ist der Verdienst dieser polnisch-jüdischen Pianistin nicht zu unterschätzen. 1896 entdeckte Landowska in einem Berliner Musikinstrumentenmuseum ein fast völlig vergessenes Instrument für sich: das Cembalo. 1913 wurde die “unermüdliche Amazone auf dem Cembalo” an der Königlichen Hochschule für Musik in Berlin die weltweit erste Lehrerin für das Instrument. 1940 vor den Nazis nach New York geflohen, feierte sie triumphale Erfolge in den USA. Bachs Musik auf dem Instrument zu hören, das er selber kannte, war für damalige Ohren eine Offenbarung. Heute ist es ganz selbstverständlich.


Die Frauen-Portraits, Originalobjekte und Hörbeispiele sind in der Ausstellung “Frauen und Bach” zu sehen und zu hören. Es ist eine Gastausstellung des Bachhauses Eisenach im Berliner Dom bis zum 1. Mai.

Teneriffa - “Vielleicht ist alles auch Unsinn, was ich sage” - Kinderbuchautor Janosch zum 85.

Tiger, Bär und Tigerente: Mit seinen Figuren wurde Kinderbuchautor und Illustrator Janosch weltberühmt. Zu seinem 85. Geburtstag erscheinen einige Neuauflagen seiner Geschichten und eine Biographie.

“Die Tigerente ist Mist...” hat Janosch einmal gesagt. Dabei ist die kleine Holzente auf Rädern in unzähligen Kinderzimmern auf der ganzen Welt zu Hause. Janosch selbst besitzt keine. Er brauche halt keine, sagt er. Zu seinem 85. Geburtstag umgibt sich der berühmte Kinderbuchautor in seiner Wahlheimat Teneriffa lieber mit gutem Essen, Wein und Geigenmusik aus dem Radio.

Wenn der kleine Tiger im Krankenhaus liegt, dann sehnt er sich nach “Springforellen mit Mandelkernsoße”, wie sie ihm der kleine Bär zu Hause kocht. Und wenn Tiger und Bär mit der Tigerente aufbrechen, um in Panama den Duft der Bananen zu riechen, dann landen sie am Ende doch wieder in ihrer kleinen gemütlichen Wohnung. Was lehrt uns das? Vielleicht, dass es zu Hause doch immer noch am schönsten ist.
Für den Schriftsteller und Illustrator Horst Eckert alias “Janosch” ist es auf Teneriffa am schönsten. Dort lebt der bekannte Kinderbuchautor seit über 30 Jahren mit seiner Frau Ines. Seine Geschichte “Oh, wie schön ist Panama” brachte ihm Ruhm - und das Geld, um sich auf der kanarischen Insel niederzulassen. Am liebsten, so sagt er, liege er in der Hängematte und genieße das Nichtstun. Doch ganz untätig ist Janosch auch mit 85 nicht. Wöchentlich schreibt er eine Kolumne für das Magazin der Wochenzeitung “Die Zeit”. Auch ein neues Kinderbuch hat er in Aussicht gestellt. Seinen 85. Geburtstag will er zu Hause mit Fisch, Wein und Gesang feiern.

Keine schöne Kindheit
Gutes Essen und die Lust am Leben liegen Janosch nicht nur in seinen Büchern am Herzen
Dass es zu Hause am schönsten ist, war für Janosch nicht immer so. Der große Geschichtenerzähler verbindet mit seiner eigenen Kindheit kaum gute Erinnerungen. Sein Vater war Alkoholiker. Prügel bekam er nicht nur von ihm, sondern auch von der Großmutter, die auf ihn aufpassen sollte. Hinzu kam im streng katholischen Elternhaus die ständige Androhung der Strafe Gottes mit dem Ende im Fegefeuer.
Später versuchte Janosch selbst, seine Kindheitserlebnisse mit Alkohol zu verdrängen. Eigene Kinder wollte er nie und zur Kirche hat er auch heute noch ein gespaltenes Verhältnis. “Da ich Sünder und Ketzer bin, wird Gottvater mir noch eine lange Lebenszeit schenken, damit ich wieder in den heiligen Schoß der Kirche zurückkomme”, sagte er seiner Biografin Angela Bajorek.

Janosch der Künstler
Als Horst Eckert wurde Janosch am 11. März 1931 in Oberschlesien, in Hindenburg (heute das polnische Zabrze), geboren. Nach dem zweiten Weltkrieg flüchtete die Familie nach Westdeutschland. Später, 1953, studierte Janosch an der Akademie der Bildenden Künste in München, denn Künstler zu sein, das stellte er sich leicht vor. Kaum zu glauben, dass man ihn wegen “mangelnder Begabung” nach einigen Semestern entließ.
Janoschs Bücher sind beliebt bei Kindern und Erwachsenen
Aufgegeben hat Janosch damals zum Glück nicht. Er arbeitete weiter als freier Künstler und entdeckte bald seine zweite Begabung: das Schreiben. 1960 erschien sein erstes Kinderbuch “Die Geschichte von Valek dem Pferd”. Janosch ist zwar als Kinderautor berühmt geworden, doch er hat auch Bücher für Erwachsene geschrieben wie “Leben und Kunst”, “Polski Blues” oder “Cholonek oder der liebe Gott aus Lehm”, in denen er nicht zuletzt seine Kindheit thematisiert.
Janoschs Weg zu Weltruhm
Der große Durchbruch gelang ihm dann 1978 mit der rührenden Geschichte über zwei Freunde, die aufbrechen, um ihr Paradies in Panama zu finden. Dabei ist der Weg das Ziel, denn im Grunde drehen sich die beiden im Kreis und landen letztendlich wieder dort, wo sie hergekommen sind. Für “Oh, wie schön ist Panama” erhielt Janosch 1979 den Deutschen Jugendbuchpreis. Insgesamt schrieb und illustrierte er über 300 Bücher, die in 40 Sprachen übersetzt wurden.
Seine Figuren sind Generationen von Kindern in vielen Ländern der Welt bekannt. Sie tauchen in den verschiedenen Geschichten immer wieder auf, illustriert mit liebevoll gezeichneten Aquarellen. Da gibt es den ehrlichen Löwen Hans aus der Spielzeugkiste, der es nicht schafft, den Nussknacker Lari Fari Mogelzahn beim Lügen zu erwischen. Da sind Schnuddel und der Angeber Günter Kastenfrosch. Und dann gibt es natürlich den Tiger, der gerne Pilze sucht und seinen Freund, den Bären, der alles für ihn tun würde. Selbst als der Tiger ihn wegen eines Schweinchens in der Geschichte “Guten Tag, kleines Schweinchen” vorübergehend verlässt.

Was man von Janosch lernen kann
Die besten Geschichten und Gedichte sind zu Janoschs Geburtstag in dem Band “Vielleicht ist auch alles Unsinn, was ich sage” erschienen

Das Schweinchen entpuppt sich übrigens als recht herrschsüchtig, kommandiert den Tiger herum und lässt sich bedienen. Ein Beleg dafür, dass Janosch sich mit Frauen immer etwas schwer getan hat? “Ich bin ein Weiberfeind”, soll er gesagt haben. Aber da der Mann mit dem dicken grauen Schnauzbart in seinem ruppigen Ton schon mal gerne Journalisten einen Bären aufbindet, weiß man nie, ob das alles so stimmt.
Der warmherzige, einfache Humor, mit dem Janosch seine Texte gestaltet, begeistert Kinder und Erwachsene gleichermaßen. Seine Figuren machen ziemlich viel Unsinn, aber auch wenn sie sich schon mal belügen oder gewitzt auf den eigenen Vorteil bedacht sind: am Ende siegen immer wieder die Freundschaft und der Zusammenhalt. “Ich suche immer all das, weil es in meiner Familie nicht vorkam”, sagte er seiner Biografin Angela Bajorek.
Janosch und das Geld
Wer genau hinschaut, findet auf vielen Bildern des Illustrators die gelb-braun gestreifte Holzente auf Rädern, die Tigerente. Mal lieblos in die Ecke geworfen, mal hängt sie von der Decke herab oder der Frosch zieht sie an einer Leine einfach durchs Bild. Obwohl Janosch selbst einmal sagte: “Die Tigerente ist Mist” und der Bär hänge ihm zum Hals raus, so waren diese Tiere doch zeitweise sehr einträglich für ihn.

Janosch mit seinen Kult-Figuren in einem nachgebauten Kinderzimmer. Zu Hause hat er nicht einmal eine Tigerente.
Die Kult-Figuren aus seinen Büchern - allen voran die Tigerente - sind auf Tellern, Tassen und Wärmflaschen verewigt. Die Geschichten wurden verfilmt und für das Fernsehen vermarktet. Darüber hinaus hat Janosch über zwölf Millionen Bücher verkauft. Doch auf seine Verleger ist er nicht gut zu sprechen. Die hätten ihn über den Tisch gezogen, sagt er. Sämtliche Rechte hat Janosch an die “Janosch AG” übertragen. Die Aktien, die er dafür bekam, hat er längst verkauft. Reich ist Janosch heute nicht. Auf Teneriffa lebt er recht bescheiden.
Mit wenig zufrieden sein, das gilt nicht nur für seine Phantasiefiguren, sondern auch für sein eigenes Leben. “Wer fast nichts braucht, hat alles”, lautet ein Zitat aus einem seiner Bücher. Für die polnische Germanistin Angela Bajorek ist es der passende Titel zu seiner Biografie, die anlässlich seines 85. Geburtstags gerade erschienen ist.

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Vom Tatort- zum Hollywood-Regisseur: Wolfgang Petersen


Er war ein innovativer deutscher TV-Regisseur, inszenierte dann “Das Boot” und machte in Hollywood Karriere. Jetzt ist Petersen nach Deutschland zurückgekehrt, wurde 75 Jahre alt und legt demnächst einen neuen Film vor.

Durchbruch mit einem “Tatort”
“Reifezeugnis” hieß 1977 der Film aus der Tatort-Reihe, der nicht nur für Petersen ein Startschuss für größere Aufgaben sein sollte. Auch die damals 16jährige Nastassja Kinski machte im Film über eine Schülerin, die ein Verhältnis zu einem Lehrer hat, eine gute Figur. Noch heute wird “Reifezeugnis” immer wieder gern gezeigt im Fernsehen. Regisseur Wolfgang Petersen wird jetzt (14.3.) 75 Jahre alt.

Er ist unser Mann in Hollywood. Er war es zumindest für viele Jahre: Wolfgang Petersen, der im März 75 Jahre alt wurde. Kein anderer deutscher Regisseur - von Roland Emmerich einmal abgesehen - hat über einen so langen Zeitraum nach dem Zweiten Weltkrieg so erfolgreich in den USA gearbeitet. Wobei Erfolg in Hollywood immer auch den kommerziellen miteinschließt.
Seine bei der Kritik angeseheneren Kollegen Wim Wenders, Werner Herzog und Volker Schlöndorff sind nach ihren Stippvisiten in den Staaten entweder entnervt wieder zurückgekehrt in die Heimat, haben nicht wirklich im klassischen Hollywood-Studiosystem gearbeitet oder fanden am Ende dann doch, dass ihre künstlerische Heimat eher in Deutschland liegt. Petersen hat sich wirklich zurechtgefunden im Haifischbecken Hollywood. Das ist eine erstaunliche Leistung.
Petersens Figuren haben auch in seinen Genrefilmen psychologische Tiefe
Und anders als Roland Emmerich, der mit ihm zusammen für viele Jahre das deutsche Duo auf dem amerikanischen Regiesessel präsentierte, hat Petersen ja immer wieder nicht nur für filmhandwerkliche Brillanz gesorgt. Emmerich lässt es auf dem Set immer richtig krachen, seine Special-Effects-Mitarbeiter waren oft die eigentlichen Helden des Teams.
Mit 75 dreht er wieder in Deutschland

Petersen dagegen scheute sich nie vor einer psychologischen Durchdringung seiner Filmfiguren. Wolfgang Petersen-Filme haben Handwerk mit Kunst verbunden, nicht immer, aber oft genug, so dass dem Norddeutschen ein Ehren-Platz im Hollywood der Exilregisseure sicher ist.
Begonnen hatte alles beim Fernsehen. Dort hat der 1941 in Emden geborene Petersen sein Handwerk gelernt. Zuvor gehörte er zu den ersten Absolventen der deutschen Film- und Fernsehhochschule in Berlin, beim Theater lernte er hinzu und auch als Schauspieler ist er ausgebildet. Fürs Fernsehen drehte er fleißig solide Unterhaltung, einige Filme für den damals noch neuen “Tatort”, aber auch engagierte Filme zu gesellschaftlich relevanten Themen. In Erinnerung vor allem bleiben seine Beiträge zum Umweltschutz, in “Smog” (1972/73), und zur Homosexualität, in “Die Konsequenz” (1977).

Wolfgang Petersen: ein Mann für Hollywood
Irgendwann fiel den Produzenten, Günter Rohrbach in erster Linie, aber auf, dass in diesem sympathischen Regisseur mehr schlummerte als nur ein solider Handwerker. Rohrbach fragte bei Petersen nach, ob dieser denn nicht Lust habe den voluminösen Kriegsroman “Das Boot” von Lothar-Günther Buchheim zu verfilmen. Petersen hatte Lust. Der Rest ist fast schon (Film-)Geschichte: “Das Boot” wurde ein Riesenerfolg, als Kinofilm, als mehrteilige Fernsehfassung - und schließlich auch im Ausland. Die Krönung: der deutsche Film “Das Boot” wurde für nicht weniger als sechs Oscars nominiert.

 
Sein Einstand in Hollywood war schwierig, “Tod im Spiegel” 1991 sein erster in den USA gedrehter Film

Nun war klar, dass Petersen die ganz großen Dinger schultern konnte, sprich: Hollywood-Filme. Zunächst drehte er noch in der Heimat, den bis dato teuersten deutschen Film, die Fantasy-Saga “Die unendliche Geschichte”. Ein Jahr später entstand, schon für ein US-amerikanisches Studio, auf dem Gelände der Bavaria in München, der Science Fiction-Streifen “Enemy Mine”. Auch wenn letzterer kein großer kommerzieller Erfolg war, war doch schnell klar, dass Petersen sein Glück nun in Hollywood suchen würde.
Doch auch für den fleißigen Deutschen ging es in den Vereinigten Staaten dann erst einmal nicht so rund weiter wie erhofft. Mehrere Projekte zerschlugen sich, vier Jahre dauerte es, bis Petersen mit dem Thriller “Tod im Spiegel” seinen ersten echten Hollywoodstreifen vorlegen sollte. Der wurde lediglich ein Achtungserfolg und man dachte schon, dass dieser Regisseur, wie so viele andere, nach schmerzhaften Erfahrungen in den USA wieder in die Heimat zurückzukehren würde.
Glanzrolle für US-Star Clint Eastwood
Doch drei Jahre später lieferte Wolfgang Petersen mit “In the Line of Fire” einen Film ab, dessen deutscher Titel “Die zweite Chance” auch eine gute Beschreibung für seinen damaligen Karriereschritt hätte abgeben können. Der Film über einen Secret-Service-Agenten in der Krise verschaffte US-Star Clint Eastwood eine Glanzrolle. Das hatte Folgen. Auch in den kommenden Filmen vertrauten sich die US-Top-Stars den Regie-Anweisungen des Deutschen an, der in der Branche einen guten Ruf als zuverlässiger Arbeiter und ausgesprochen netter Kollege hatte. Petersen drehte mit Dustin Hoffman und Harrison Ford, mit Glenn Close, George Clooney, Morgan Freeman, Brad Pitt und vielen anderen.

In den USA drehte der Deutsche mit den Superstars, hier mit Brad Pitt

2006 bescherte ausgerechnet ein Film über eine Schiffskatastrophe dem Regisseur, der mit einem U-Boot-Film seine Weltkarriere gestartet hatte, ein Desaster. Seine wenig inspirierte Verfilmung des Untergangs des Passagierschiffes “Poseidon” kostete 160 Millionen Dollar, spielte das Geld aber in der Folge an den Kinokassen kaum ein. In der Kategorie “Schlechtestes Remake oder billigster Abklatsch” wurde der Film 2007 gar für eine “Goldene Himbeere” nominiert.
Petersen: Die Amerikaner waren “Vertreter einer schöneren Welt”
Wolfgang Petersen hat aus seiner USA-Begeisterung nie einen Hehl gemacht und diese auf die Befreiung durch die Alliierten 1945 zurückgeführt: “Unsere Eltern waren ziemlich demoralisiert nach all der Hitlerei, so dass diese Amerikaner, die gut genährt und lachend auf ihren Schiffen standen, wie eine Erlösung wirkten,” erklärte der Deutsche einmal. Für ihn seien die Amerikaner damals die “Vertreter einer schöneren Welt” gewesen, “reich, mächtig und freundlich.” Petersen: “Das hat sich mir tief eingeprägt.” Insbesondere dem US-patriotischen Film “Air Force One” hat man viele Jahrzehnte später diese Dankbarkeit deutlich angemerkt.

Comeback in der Heimat nach zehn Jahren
Seit “Poseidon” hat Petersen keinen Film mehr drehen können. Vor kurzem meldete er sich jedoch zurück - in der Heimat. Mit den deutschen Kassenmagneten Til Schweiger, Matthias Schweighöfer, Michael “Bully” Herbig und Jan Josef Liefers hat er gerade in Berlin die Gaunerkomödie “Vier gegen die Bank” abgedreht. Den Stoff, vier abgehalfterte Herren versuchen ihren Geldbeutel mit Hilfe eines Banküberfalls aufzufüllen, hatte Petersen vor genau 40 Jahren schon einmal für das deutsche Fernsehen verfilmt.

So könnte sich ein Kreis schließen. Wolfgang Petersen, der Mann der mit kleineren Fernsehspielen anfing, in Hollywood mit Weltstars Karriere machte, dreht mit deutschen Top-Stars in Deutschland wieder einen großen Kinofilm. Ein Kassenerfolg dürfte angesichts der Besetzung sicher sein. Weihnachten soll die Krimikomödie in die deutschen Kinos kommen.

Lust am Nonsens: 100 Jahre Dadaismus

Vor 100 Jahren trafen sich internationale Künstler und Literaten in Zürich, um eine neue Bewegung zu gründen: den Dadaismus. Ihre Antikunst war eine Antwort auf den Irrsinn des Krieges.
Als sich Hugo Ball, Tristan Tzara und Marcel Janco am 5. Februar 1916 in der Spiegelgasse 1 in Zürich treffen, wollen sie nichts Geringeres tun, als eine künstlerische Revolte anzetteln. Ihr “Cabaret Voltaire”, das sie an diesem Abend gründen, ist eine Mischung aus Kneipe, Theater, Lesebühne, Galerie und Club. Allabendlich laden sie in diesem Jahr in ihre Räume im Obergeschoss zu Veranstaltungen ein, deren Charakter nur schwer zu erfassen ist. Es wird musiziert, rezitiert, intoniert. Eine historische Aufnahme zeigt, wie anarchisch es zuging im “Cabaret Voltaire”: Hugo Ball, deutscher Künstler und Pionier des Lautgedichts, steht in einer kubistischen Verkleidung, die an eine Mischung aus Harlekin und Astronaut erinnert, auf der Bühne. Aus seinem Mund dringen Nonsens-Wörter: “Blago bung, basso fataka. Schampa wulla wussa…”


Die Geburtsstunde des Dada schlug in Zürich

Hier nahm der Dadaismus seinen Anfang: im Cabaret Voltaire in Zürich

Wer nicht wusste, dass an diesem Abend offiziell die Geburtsstunde des Dadaismus schlug, musste sich wie in einem Irrenhaus gefühlt haben. Oder wie in einer Kindertheateraufführung. Die Dadaisten wollten eine neue Kunst schaffen, oder besser gesagt: eine Antikunst. Dass sie ihren Treffpunkt nach dem französischen Aufklärer Voltaire benannten, war dabei sicherlich kein Zufall. Sein berühmter Roman “Candide – oder die beste aller Welten” ist eine Parodie auf die Suche nach Sinn und Verstand. In der besten aller Welten zu leben, war jedenfalls für die Dadaisten schon lange nichts als Augenwischerei. Europa befand sich seit zwei Jahren in einem verheerenden Weltkrieg: Massenmorde und Materialschlachten waren an der Tagesordnung. Aus vielen Teilen der Welt, aus Köln, Berlin, New York, Paris, Moskau oder Budapest, kamen die Künstler ins neutrale Zürich. Keine Kunstbewegung war so international. So individualistisch ihre Mitglieder waren, es einte sie der Wunsch, dem irrationalen Abschlachten auf den Feldern der Ehre eine künstlerische Antwort entgegenzusetzen.
Dadaismus als anarchische Antwort auf den Ersten Weltkrieg
Hugo Ball war der geistige Vater des Dadaismus. Er schrieb wunderbare Nonsens-Gedichte – in denen Konsonanten an Vokale gehängt wurden – die keinen Sinn ergeben. Er erfand auch den Namen dieser anarchischen Kunstrichtung. Beim Blättern in einem deutsch-französischen Lexikon stießen Hugo Ball und sein Künstlerkollege Richard Huelsenbeck auf das Kinderwort Dada, das so viel wie Holzpferdchen bedeutet. Sofort sind die Künstler begeistert. Denn auch sie wollen bei Null anfangen, sich wie ein Kind benehmen, neu lernen, paradox sein und dem Spieltrieb freien Lauf lassen. Umso passender, weil es noch die Absurdität des Namens steigert, dass auch ein schweizerisches Kopfwasser gegen Haarausfall den Namen “Dada” trägt.


Max Ernst: Die Jungfrau Züchtigt das Jesuskund

Dada war ein Angriff auf das angepasste Bürgertum
Ihre Antikunst griff den bürgerlichen Wertekanon und seine Vorbilder an. Marcel Duchamp malte 1919 eine Mona Lisa – mit Schnurrbart. Max Ernst, auch “Minimax-Dadamax” genannt, setzt sich meiner seiner katholischen Jugend in Köln auseinander: Sein Gemälde “Die Jungfrau züchtigt das Jesuskind in Gegenwart von drei Zeugen” zeigt Maria, den nackten Jesusknaben bäuchlings auf ihrem Schoß, die ausholt, um ihrem Sohn den Hintern zu versohlen. Das war purer Atheismus in Öl auf Leinwand. Sophie Taeuber, die später den Dadaisten Hans Arp heiratete, verlegte sich gleich aufs Tanzen und verzichtete eine Zeitlang aufs Malen. Auch das war eine Form des Protests, das Schubladendenken früherer Zeiten zugunsten einer Gesamtkunstwerkidee abzulegen.
Von Zürich in die Welt
Von Zürich aus schwärmen die Dadaisten in die Welt und eroberten sogar die Provinz: Tristan Tzara machte Propaganda für die neue Kunst in Paris und holte André Breton ins Boot. Kurt Schwitters fertigte im bürgerlichen Hannover Kunstwerke aus Papier, Holz, Stoff, Blech, Draht oder Sackkleinwand. Für diese Bildwelten, soviel war klar, wurden keine akademischen Fähigkeiten oder handwerkliches Können benötigt. Wie wichtig Kurt Schwitters Humor war, zeigten seine Gedichte. “Anna Blume” und die “Sonate mit Urlauten” sind lautmalerische Poesie. Weil ihm der Zutritt zum Berliner Club der Dadaisten verweigert wurde, gründete er in Hannover eine eigene Dada-Sektion und nannte sie Merz. Merz war für ihn eine Antiideologie. Und Merz ist ein genauso bedeutungsleeres Wort wie Dada, eine sinnlose Folge von Buchstaben. Es stammt aus einer Collage, die Schwitters aus einer Zeitung anfertigte. Er schnitt und klebte. Übrig blieb das Wort Merz, wie verstümmelt. Für Schwitters wurde Merz zu einer Weltanschauung, aus der er den Merzbau, die Merzrevue und eine Merzbühne schuf.


Kunst, die nicht nach Kunst aussieht: Das Pissoir von Marcel Duchamp

Je experimenteller, desto dadaistischer
Der Dadaismus hatte viele Wirkungsstätten: In Berlin attackierten Dadaisten Staat und Kirche. Raoul Hausmann schrieb dort sein “Pamphlet gegen die Weimarische Lebensauffassung”. In Paris sorgte Marcel Duchamp für Furore. Schon 1918 malt er sein letztes Gemälde. Stattdessen stellt er ein Pissoir oder ein Fahrrad-Rad auf einem Sockel ins Museum – banale Dinge, die er als “Readymades” adelte. Im Film schuf Hans Richter mit Überblendungen eine neue Ästhetik, die das Experimentelle in den Vordergrund stellte. All diese irrationalen Kunstwerke waren eine Revolte gegen die falsche Moral und gegen die große Politik, die mit Verstand nicht mehr zu fassen war. Als André Breton, bekannt geworden als Surrealist, die Bewegung in Paris zu dominieren drohte, trieb das einen Keil zwischen die Dadaisten und die Bewegung verflüchtigte sich. Wie ein Haarwasser, das allmählich seinen Duft verliert.
2016 feiern zahlreiche Museen den Dadaismus. Vorneweg Zürich, das sich das ganze Jahr über mit Ausstellungen, Theater- und Tanzaufführungen in eine Art dadaistischen Rausch begibt. Das Arp-Museum Rolandseck erinnert mit “Genese Dada” an die Entstehung der Bewegung.

Hannover - Der Leibnizkeks feiert Geburtstag


Hermann Bahlsen revolutionierte mit seinem Leibnizkeks die Welt der Backwaren - 2016 feiert das Gebäck 125. Geburtstag.
Er ist goldbraun, rechteckig, knusprig und hat mit seinen 52 „Zähnen“ einen markanten Rahmen. Im Jahr 2016 wird der Leibnizkeks 125 Jahre alt. Dass sein Keks einmal weltberühmt werden würde, hätte Hermann Bahlsen im Jahr 1891 wohl kaum gedacht. Die Idee zu dem Gebäck entwickelte der gelernte Kaufmann nach einem Aufenthalt im Vereinigten Königreich, wo er die englischen Cakes kennen und lieben lernte. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland gründete er 1889 die Hannoversche Cakesfabrik.
Aus „Ka-kes“ wurde Keks

Backwaren gab es zu der Zeit in Deutschland natürlich auch, aber mit der ERFINDUNG des Leibniz Cakes, der in Tüten abgepackt und unterwegs verzehrt werden konnte, gelang Bahlsen eine echte Innovation. Entsprechend lautete 1898 auch der Werbespruch für die Butterkekse: „Was ißt die Menschheit unterwegs? Na selbstverständlich Leibniz Cakes!“ Als Namensgeber stand übrigens einer der bekanntesten EINWOHNER Hannovers Pate: der Philosoph und Mathematiker Gottfried Wilhelm Leibniz. Weil die Deutschen das Wort „Cakes“ falsch aussprachen (nämlich „Ka-kes“), ersetze Bahlsen es durch die Schreibweise „Keks“, die sich rasch im deutschen Wortschatz etablierte.
Obwohl sich das Unternehmen über die Jahre den wandelnden Konsumgewohnheiten der Kunden angepasst und sein Sortiment um zahlreiche verschiedene Gebäcksorten erweitert hat, ist und bleibt der Leibnizkeks doch das Aushängeschild des deutschen Keksriesen – und das auch für jeden sichtbar in Form eines vergoldeten, 20 Kilogramm schweren Messingschildes an der Fassade des Firmensitzes in Hannover. 2013 wurde der goldene Keks von Unbekannten gestohlen. Nachdem Bahlsen zusagte, 52.000 Kekspackungen an 52 soziale Einrichtungen zu spenden, tauchte der Keks wieder auf. Bis heute fehlt von dem kriminellen Krümelmonster jede Spur.
Allein im Jahr 2014 produzierte die Keksfabrik 132.000 Tonnen Gebäck und erwirtschaftete 515 Millionen EURO Umsatz. Damit ist und bleibt Bahlsen auf dem deutschen Keksmarkt die Nummer eins. Für Werner Michael Bahlsen, den Enkel des Firmengründers und heutigen Chef des Unternehmens, ist das aber nicht genug. „In Deutschland sind wir stark, aber im arabischen oder asiatischen Raum haben wir noch großes Potenzial.“ Vor allem auf China setzt er große Hoffnungen. Statt Schokoladen- und Karmellfüllungen seien dort Fruchtfüllungen beliebt. Nur eines funktioniere im Reich der Mitte nicht: dunkle Schokolade.
www.bahlsen.de
www.leibniz.de

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Essen - Thomas Struth im Museum Folkwang


Die Ausstellung „Nature & Politics“ zeigt Fotos hochkomplexer Apparate und wirft Fragen nach den Grenzen des Fortschritts auf.
Der Martin-Gropius-Bau, Berlin, das High Museum of Art Atlanta und das Saint Louis Art Museum sind kommende Stationen einer Ausstellung mit Werken von Thomas Struth, die derzeit im Museum Folkwang in Essen zu sehen ist. Struth gehört zu den renommiertesten Fotografen weltweit und sein aktuelles Thema ist von globaler Bedeutung. In großformatigen Bildern zeigt die Ausstellung den technischen Fortschritt und seine Grenzen – Titel: „Nature & Politics“.
Eine Unterwasser-Erlebniswelt in den USA, ein Chemielabor in Schottland, eine Apparatur im Max-Planck-Institut für Plasmaphysik in Greifswald: Die abgebildeten Konstruktionen sind hochkomplex, menschengemacht – und rätselhaft. Viele von ihnen bekommt die Öffentlichkeit sonst nicht zu sehen. Wozu dienen all die Kabel und Schalter? Was treibt die Menschen an, die so etwas entwickeln? Und wie dient es der Gesellschaft? Mit starken Farben auf riesigen Leinwänden stellt Struth diese Fragen mitten in den Raum.

Düsseldorfer Schule
Der 1954 geborene Künstler ist bekannt für seinen Fokus auf Strukturen und Details, die er tief ausleuchtet. Zusammen mit Andreas Gursky, Thomas Ruff, Candida Höfer und anderen gehört er zur sogenannten „Düsseldorfer Schule“. In den 1970er-Jahren studierte er an der Kunstakademie Düsseldorf, zunächst Malerei bei Gerhard Richter, später Fotografie bei Bernd und Hilla Becher. Bekannt geworden ist Struth mit Fotografien aus Städten, mit Blicken auf Düsseldorf, New York oder Lima. Mittlerweile wendet er sich nach innen: „Ich will in die Fabrik gehen und sehen, wie der Maschinenraum der Moderne aussieht“, hat er einmal der Wochenzeitung „Die Zeit“ gesagt.
„Nature & Politics“ bis zum 29. Mai 2016 im Museum Folkwang, Essen
www.museum-folkwang.de

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Los Angeles - Best Of: Neue Deutsche Filme


Film Serie
Mittwochs, 6. April bis 11. Mai 2016
Goethe-Institut Los Angeles, 5750 Wilshire Blvd. Suite 100, Los Angeles, CA 90036
Deutsch mit englischen Untertiteln
Eintritt frei 
Info: +1 323 5253388
Info@losangeles.goethe.org

In seiner jährlichen “Best Of” Serie präsentiert das Goethe Institut  eine Auswahl der interessantesten und erfolgreichsten deutsche Filme der letzten Jahre. 
Von Dokumentarfilmen bis zu Komödien, von Dramen bis zu Road Movies liefern die sechs Filme in dieser Reihe einen nachhaltigen Eindruck vom Besten was der Deutsche Film zu bieten hat.
Alle Filme sind auf Deutsch mit englischen Untertiteln. 

Mittwoch, 6. April, 19.00 Uhr 
Regie: Sebastian Schipper, BRD, 2015, 136 Min., auf Deutsch und Englisch mit englischen Untertiteln. 
Mit: Laia Costa, Frederick Lau, Franz Rogowski, Burak Yigit, Max Mauff, André M. Hennicke.

Mittwoch, 13. April, 19.00 Uhr 
Tod den Hippies!! Es lebe der Punk!
Regie: Oskar Roehler, BRD 2014/15, 105 min., Deutsch mit englischen Untertiteln. digital. 
Mit: Tom Schilling, Wilson Gonzalez Ochsenknecht, Emilia Schüle, Frederick Lau, Samuel Finzi, Alexander Scheer, Hannelore Hoger. 
Musik: Blixa Bargeld, Alexander Hacke, PIL, Alien Sex Fiend, The Birthday Party, und Andere.

So sah sie aus, die beste Zeit von Westberlin: Emilia Schüle als Anti-Hippie-Heldin Sanja.


Mittwoch, 20. April, 19.00 Uhr 
Charleen macht Schluss
Regie: Mark Monheim, BRD, 2014, 104Min.,Digital. 
Mit: Jasna Fritzi Bauer, Heike Makatsch, Aurel Manthei, Simon Schwarz, Sandro Lohmann, Lauritz Greve, Dorothea Walda 

Mittwoch, 27. April, 19.00 Uhr 
Zeit der Kannibalen
Regie: Johannes Naber, BRD, 2013, 93 Min., Digital. 
Mit:Sebastian Blomberg, DevidStriesow, Katharina Schuettler Producers Milena Maitz
“Zeit der Kannibalen” mit Devid Striesow (r) und Sebastian Blomberg ©Farbfilm/dpa

Mittwoch, 4. Mai, 19.00 Uhr 
Zwischen Welten
Regie: Feo Aladag, BRD, 2014, 103 Min., Deutsch, Englisch, Dari, Pashto mit englischen Untertiteln. 
Mit: Ronald Zehrfeld, Abdul Salam Yosofzai, Saida Barmaki, Burghart Klaußner, Felix Krame

Mittwoch, 11. Mai, 19.00 Uhr 
Who Am I - Kein System ist sicher 
Regie: Baran bo Odar, BRD, 2014, 106 Min., Deutsch mit englischen Untertiteln. 
Mit: Tom Schilling, Elyas M’Barek, Hannah Herzsprung, und Wotan Wilke Möhring.


$1 ermäßigtes Parken (gilt nur für Veranstaltungen) ab 18:00 Uhr an Wochentagen und den ganzen Tag an Wochenenden (Tiefgarage Wilshire Courtyard West-P1).

Chicago Goethe Institut - Almanya - Willkommen in Deutschland

Filmserie: Migration - Integration - Flucht
Dienstag, den 12. April 2016 um 18 Uhr
Goethe-Institut Chicago, 150 N. Michigan Ave., Suite 200
Deutsch mit englischen Untertiteln
frei
Regie: Yasemin Samdereli, Farbe, 95 Min., Deutschland, 2009-2011


1964 kam Hüseyin Yilmaz aus der Türkei nach Deutschland. Später holte er Frau und Kinder nach. Jetzt erzählt seine Enkelin mit Wärme und Humor die Familiengeschichte – während der Clan unterwegs ist, um am Ort des Ursprungs Urlaub zu machen. Wo die eigentliche Heimat ist, wird sich jeder von ihnen selbst fragen müssen.
Yasemin Samdereli, geboren 1973 in Dortmund, 1993 bis 2000 Studium an der Hochschule für Fernsehen und Film in München. Zur gleichen Zeit freie Mitarbeit für die Bavaria-Film, später auch als Regie-Assistentin bei internationalen Kinoproduktionen, darunter zwei „Jacky-Chan“-Filme. An der TV-Serie „Türkisch für Anfänger“ war sie als Co-Autorin beteiligt. ALMANYA – WILLKOMMEN in Deutschland ist ihr Kinofilmdebüt.


Wir sitzen im Süden

Filmserie: Migration - Integration - Flucht

Dienstag, den 19. April 2016 um 18 Uhr
Goethe-Institut Chicago, 150 N. Michigan Ave., Suite 200
Deutsch mit englischen Untertiteln
frei
Regie: Martina Priessner, Farbe, 88 Min., 2010

Sie melden sich mit Ralf Becker und Ilona Manzke. Sie sind freundlich, geduldig und kompetent. »Wir sitzen im Süden« lautet die Antwort auf gelegentliche Fragen der Kunden nach dem Standort der Firma. Die Callcenter-»Agents«, die fränkisch, badenserisch oder auch hochdeutsch sprechen, sitzen tatsächlich im Süden – in klimatisierten Großraumbüros mitten in Istanbul. Deutsche Firmen von Lufthansa bis Neckermann finden hier für wenig Lohn qualifizierte Arbeitskräfte. 
Was Bülent (30), Murat (39), Fatoş (43) und Çiğdem (33) miteinander verbindet, ist ihre Kindheit und Jugend in Deutschland. Für ein Leben in Istanbul haben sie sich nicht selbst entschieden. Nur Çiğdem, die junge Managerin mit deutschem Pass, hat sich Istanbul als Wahlheimat ausgesucht. Bülent wurde vor fünf Jahren abgeschoben. Fatoş und Murat wurden gegen ihren Willen von den Eltern in die Türkei geschickt. Selbst nach Jahrzehnten im Herkunftsland ihrer Eltern sind sie nie wirklich angekommen. Sie haben sich in einem »Ersatz-Deutschland« eingerichtet. Mehr als 20 Jahre später ist es ungewiss, ob es eine Möglichkeit für sie gibt, nach Deutschland zurückzukehren.

Martina Priessner, geboren 1969 in Ebermannstadt (Bayern). Sie studierte Sozial- und Kultur-Wissenschaften an der Humboldt-Universität in Berlin; dort arbeitete sie als Rundfunk-Journalistin und ist auch Dramaturgin und Kuratorin tätig.


Diese Veranstaltungen sind öffentlich und kostenfrei. 
Anmeldung ist dringend erforderlich:
Tel. +1 312 2630472
rsvp@chicago.goethe.org