In den letzten Monaten hatten Menschen in aller Welt Gelegenheit, per Video die Vandalisierung des Museums in Mosul, die Verwüstung der neoassyrischen Hauptstadt Nimrud, und die ISIS-Attacke auf die Parthischen Stadt Hatra zu erleben. US-Außenminister John Kerry sprach von einem “der empörendsten Angriffe auf unser gemeinsames Erbe”, doch scheuen sich westliche Politiker, Millionen zum Schutz kultureller Schätze bereitzustellen und gleichzeitig mit humanitärer Hilfe zu geizen - das, so fürchten sie, könnte ISIS nur in die Hände spielen. Die Vereinten Nationen müssen vor Kriegsverbrechen und Genozid schützen, doch haben sie kein Mandat zur Verteidigung gefährdeten Kulturguts.
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Add captioZerstörungswut in Mosul: Aufnahme aus einem Propaganda-Video des IS. Jahrtausende alte Kunstschätze wurde vernichtet |
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Das Haager Abkommen von 1954 zum Schutz kulturellen Eigentums erstreckt sich nur auf konventionelle Kriege und seit 1999 auch auf Bürgerkriege, doch sah es die Zerstörung antiken Kulturguts als Waffe religiöser Extremisten nicht voraus. Regierungen und internationale Organisatoren stehen also der Annihilation Jahrtausende alter Schätze ohnmächtig gegenüber. Schon gegen die Plünderung des Museums von Bagdad nach der US-Invasion, die zur Verschleppung von 15,000 Objekten führte, ließ sich angeblich nichts unternehmen. Der Washington Post zufolge richteten sich die Diebe nach den Instruktionen von Sammlern in Asien, Europa und Amerika.
Die Antiquities Coalition in Washington kämpft gegen den internationalen Handel mit antiken Objekten, den ISIS zur Finanzierung seiner Operationen einsetzt wie die Taliban den Opiumschmuggel, und verlangt nach strengeren Gesetzen. Darüber hinaus setzt sich die Vereinigung für die Rückführung fremden Kulturguts ein, wogegen sich nun vermehrt einige prominente Museumsvertreter wehren, allen voran James Cuno, Präsident des J. Paul Getty Trust.
In Anbetracht der Zerstörung des Kulturerbes im Nahen Osten plädiert er für die Aufbewahrung des “Gemeinguts der Menschheit” im Westen zur “Umverteilung des Risikos” - Tess Davis von der Antiquities Coalition wittert kolonialistischen Opportunismus: auch der Bürgermeister von London fühlt sich nun verstärkt zur Verwahrung der Elgin Marbels verpflichtet. Gary Vikan, der ehemalige Direktor des Walters Art Museum in Baltimore, meint es müsse nun “mit der exzessiven Frömmingkeit zugunsten der Rückführung” ein Ende haben und scheut nicht davor zurück, “Lösegeld” für Objekte auf dem Schwarzmarkt zu bieten - und damit, so warnt die Antiquities Coalition - ISIS einen Gefallen zu tun.
Claudia Steinberg