Total Pageviews

Monday, November 14, 2016

Shirin Neshat - eine Iranerin liebt die künstlerische Herausforderung - Ihr nächstes Projekt: Eine Aida-Inszenierung für die Salzburger Festspiele

Mit jedem neuen Medium, das Shirin Neshat für sich erobert, genießt sie die Aufregung und selbst die Ängste der Anfängerin. Seit die nach New York ausgewandertemIranerin, die zu Beginn der 90er Jahre mit stilisierten schwarz-weiß Fotos islamischer Frauen bekannt wurde, hat sie ihre künstlerische Praxis auf Video, Film und gelegentlich Bühnenproduktionen erweitert, wie zum Beispiel das Multimediaspektakel “Logic of Birds”, das 2001 im Lincoln Center seine Premiere erlebte. “Musik wird zur Seele, zum Persönlichen, zum Intuitiven”, erklärte sie damals. Im vergangenen Jahr realisierte die 59-Jährige ihr Filmprojekt “Passage Through the World”, eine Reise durch die gleichermaßen von westlichen und asiatischen Einflüssen geprägten Songs des iranischen Musikers Mohsen Namjoo. 

Shirin Neshat fühlt sich mit jedem neuen Projekt immer 
wieder als Anfängerin



Doch Neshats neuestes Unterfangen geht weit über ihre bisherigen musikalischen Explorationen hinaus: Ricardo Muti hat sie eingeladen, im kommenden Jahr nicht nur das Bühnenbild für die “Aida”-Produktion der Salzburger Festspiele zu kreieren, sondern auch Regie zu führen. “Das Angebot hat mich zunächst verängstigt, aber es ist auch ungemein stimulierend”, erklärt Neshat, die sich bisher noch ausschließlich als Studentin betrachtet. Sie wohnt nun regelmäßig den Proben der Metropolitan Oper bei und nimmt wöchentlich Dramaturgieunterricht. 

Das Thema der Oper liegt Neshat, deren Werk zutiefst von ihrer Situation als Exilantin geprägt ist, jedoch keineswegs fern: von Anbeginn hat sie sich mit Frauen in der Diaspora auseinandergesetzt, und “Aida” handelt schließlich von einer nach Ägypten entführten und versklavten Prinzessin aus Äthiopien. Verdi glaubte zwar, dass jede Musik “ihren eigenen Himmel” habe, doch baute er sein Opus auf dem Fundament wissenschaftlicher Studien des Ägyptologen August Mariette. Natürlich ist das monumentale Melodram trotz der progressiven Gesinnung des Komponisten unweigerlich vom Exotismus und Orientalismus seiner Ära durchzogen.   

Doch gerade der Blick auf das Fremde ist es, was Neshat interessiert: “Seit ich außerhalb meiner Heimat lebe,” erklärte sie kürzlich  “Il Manifesto”, “suche ich nach Paradoxen mit dem Ziel, menschliche Gemeinsamkeiten zu finden.” Darüber hinaus ist ihr Ägypten seit fünf Jahren sehr nahe: so lange arbeitet die Perfektionistin bereits an einem Film über die 1975 verstorbene Sängerin Umm Kulthum, die über die Grenzen ihres Landes hinaus nach wie vor auch in Marokko, Israel, Algerien und Palästina ungemeine Popularität genießt. Im Unterschied zur tragisch endenden Opernheroine repräsentiert Kulthum  für Neshat eine Vorläuferin der gebildeten, unabhängigen  Frauen des Nahen Ostens, denen die Gesellschaft noch immer hinterher hinkt.

Claudia Steinberg

Netflix verabreicht Feuermedizin des Pyrotechikers Cai Guo Qiang einem Millionenpublikum

Christo, Hirst, Murakami - in diese Liga globaler “Brands” gehört auch der Pyrotechniker Cai Guo Qiang, erklärt Artnet-Autor Ben Davis bewundernd in dem nun auf Netflix einem Millionenpublikum verfügbar gemachten Dokumentarfilm “Sky Ladder”: wie die Projekte seiner Kollegen verlangen auch die ephemeren Licht- und Rauchkompositionen des Wahl-New-Yorkers zahllose Mitarbeiter, komplexe Logistik und eine heroische Imagination. Mehr noch, seine “Feuermedizin” - so laut Cai die ursprüngliche Bedeutung der farbenprächtigen Explosionen - muß nicht nur bürokratische Hindernisse und finanzielle Hürden überwinden, sondern ist darüber hinaus auch klimatischen Unwägbarkeiten ausgeliefert. 




So scheiterten Cais Versuche, seine mehr als zwanzig Jahre gehegte Vision einer brennenden Himmelsleiter zu realisieren, immer wieder an Wind und Wetter. Der Film des Oscar-Preisträgers Kevin Macdonald kulminiert in rauschhaften Bildern der im vierten Anlauf endlich erfolgreichen, an einem Ballon aufgehängten Installation: unaufhaltsam, atemberaubend zischt das Feuer von Sprosse zu Sprosse und illuminiert für ein paar extatische Sekunden das Morgengrauen über Quanzhou. Cais hunderjährige Großmutter, der er die glühende Jakobsleiter widmete, kann nun sterben.

Meister Cai, wie ihn seine Mitarbeiter nennen, weiß autobiographisches Sentiment, Chinas ikonische Errungenschaften, historische Avantgardekunst wie Zero und Gutai ebenso brilliant in seine Spektakel zu mischen wie die computergesteuerten, auf Millisekunden getimten, vielfarbigen Schießpulver seiner grandiosen Tableaux. 


Als von westlichem Ruhm “vergoldeter” Künstler durfte Cai nicht nur das Feuerwerk für die Olympiade in Peking inszenieren, sondern ihm ist sogar ein wenig Kritik erlaubt: seine halluzinatorischen, an traditionelle chinesische Landschaftsbilder erinnernden Nebel aus nicht-toxischem Sprengstoff sollen auch an die giftigen Schwaden erinnern, für die seine Heimat nun berüchtigt ist, und sein Totenschiff voller ausgestopfter Tiere, das vor zwei Jahren an Shanghais Bund vorbei glitt, gemahnte schauerlich an das Artensterben. Doch vor allem ist Cai Guo Qiang ein Künstler des mitreißenden Schauspiels, des großen Taumels und damit wohl tatsächlich ein Mediziner für unsere Zeit.
Claudia Steinberg

Neues Bauhaus-Museum in Weimar

In Weimar entsteht ein neues Museum zum Bauhaus. Die bedeutendste Architektur- und Kunstschule des 20. Jahrhunderts wurde 1919 dort gegründet. Das Bauhaus habe als “Kulturbotschafter” weltweite Ausstrahlung und Anziehungskraft, sagte Kulturstaatsministerin Grütters bei der Grundsteinlegung.


Modell des neuen Bauhaus-Museums in Weimar
Foto: Klassik Stiftung Weimar

Der Grundstein ist gelegt. Nun kann die Bauphase für das neue Bauhaus-Museum in Weimar starten. Im Neubau soll zukünftig die Weimarer Sammlung zur Vorgeschichte, Geschichte und Nachwirkung des Bauhauses zu sehen sein. Bereits im Frühjahr 2019, zum 100. Jahrestag der Gründung des Staatlichen Bauhauses, soll das neue Museum eröffnet werden.
Kulturstaatsministerin Monika Grütters nahm an der feierlichen Grundsteinlegung teil. “Das Bauhaus hat als herausragender “Kulturbotschafter” weltweite Ausstrahlung und Anziehungskraft und ist ein Beleg dafür, wie innovative und starke Ideen Jahrhundertmaßstäbe setzen können”, betonte sie.

Weltweiter Kulturbotschafter
“Weimar erinnert uns daran, dass Kulturerbestätten nicht in Konkurrenz zueinander stehen, sondern alle drei Bauhaus-Orte – Dessau, Berlin und Weimar - einander ergänzen und zusammengehören”, so Grütters weiter. Daher sei die Zusammenarbeit der Klassik Stiftung Weimar, des Bauhauses Dessau und des Bauhausarchivs Berlin im Bauhausverbund auch von so großer Bedeutung und werde von ihrem Haus unterstützt.


Das neue Bauhaus-Museum ist Teil des Gesamtkonzeptes “Kosmos Weimar” der Klassik Stiftung Weimar. Das Museum wird aus einem Sonderinvestitionsprogramm finanziert, für das der Bund und das Land Thüringen in den Jahren 2008 bis 2017 insgesamt 45 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Auf das neue Bauhaus-Museum entfallen davon rund elf Millionen Euro an Bundesmitteln.

Murnau-Ausstellung im Lenbachhaus in München


                                               


21 Filme drehte Friedrich Wilhelm Murnau in Deutschland, in Hollywood und auf Tahiti. Nun wird sein Werk im Lenbachhaus in München gewürdigt. Mit »Nosferatu«, »Faust«, »Der letzte Mann«, »Sunrise« und »Tabu« schrieb Friedrich 
Wilhelm Murnau (1888 – 1931) Filmgeschichte. 21 Filme drehte er zwischen 1919 und 1930 in Deutschland, Amerika und Tahiti. Ursprünglich hieß der große Regisseur der Stummfilmzeit Friedrich Wilhelm Plumpe. Seinen Künstlernamen gab er sich nach einem wunderbaren Sommer im Jahr 1910 im vom »Blauen Reiter« und der Kunstszene der Moderne heimgesuchten oberbayerischen Ort Murnau. Das Lenbachhaus, mit seinem Schwerpunkt auf der Kunst des Expressionismus, widmet Friedrich Wilhelm Murnau eine Ausstellung, die sich als Hommage an dessen innovative Filmsprache und die einzigartige globale Wirkung der frühen Filmkunst versteht.


Meisterregisseur Friedrich Wilhelm Murnau



Die Ausstellung zeigt Film mit Film. 
Das Lenbachhaus hat zeitgenössische Regisseurinnen und Regisseure eingeladen, sich in Filmessays und Kurzfilmen mit 
Friedrich Wilhelm Murnau zu beschäftigen. Alexander Kluge, Ulrike Ottinger, Guy Maddin und Evan Johnson, Luc Lagier 
sowie ein Team der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film untersuchen in insgesamt fünf Beiträgen jeweils ein Werk Murnaus mit filmischen Mitteln. Die Auswahl der Werke, darunter »Nosferatu«, »Faust« und »Tabu«, bestimmt auch die Materialien, die zusätzlich zu sehen sind: Zeichnungen und Fotografien von Murnau und einigen seiner Mitstreiter, darunter Albin Grau, Hans Natge und Robert Herlth. 

Parallel zur Ausstellung im Lenbachhaus bietet das Münchner Filmmuseum die seltene Gelegenheit, in einer umfassenden Retrospektive alle erhaltenen Filme Murnaus zu sehen, in restaurierten Fassungen und  begleitet von international renommierten Stummfilmmusikern.

In Zusammenarbeit mit Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden
Deutsche Kinemathek - Museum für Film und Fernsehen, Berlin
Filmmuseum München
Hochschule für Fernsehen und Film, München
Versicherungskammer Kulturstiftung


Kuratiert von Karin Althaus