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Friday, May 29, 2015

Neuengland - Fast unsichtbare Architektur aus der Vogelperspektive

New Canaan ist eine unvergleichliche Enklave moderner Architektur in Connecticut, angeführt von Phillip Johnsons noch immer radikalem Glass House. Im Herbst erhält die Region mit Saanas elegantem Pavillon für die Grace Farm Foundation - einer Organisation, die ein fast 40 Hektar großes Stück Land in der hügeligen Idylle Neuenglands auf alle Zeiten nahezu im Rohzustand erhalten und eine Gemeinde hochgesinnter Natur- und Kunstfreunde kreieren will - einen weiteren ultra-transparenten Bau: die Stiftung wählte Kazuyo Sejima und ihren Partner Ryue Nishizawa unter anderen Architekten aus, weil sie dazu bereit waren, ihr aus fünf separaten Volumen bestehendes Gebäude nahezu unsichtbar zu machen. Von oben betrachtet sieht es wie eine silberne Anakonda im Gras aus, oder wie ein knapp 500 Meter langes Stück des Mississippi - tatsächlich tauften die Pritzkerpreisgewinner das Grace Farm Hauptquartier “The River.” Der “Fluß” entspringt einer kleinen Anhöhe und schlängelt sich dann in ausufernden Windungen durch die von der Firma Olin sensibel manipulierte Landschaft. Das Team hatte das gesamte Terrain sehr gründlich nach dem optimalen Standort für die mit ihrer gewellten Glasfassde nahezu schwebende Einrichtung abgesucht, ehe es sich für den Platz entlang einer Reihe mächtiger Bäume entschied. Bei aller Behutsamkeit mußten doch ein paar Bäume gefällt werden, die nun unter anderem in den langen Tischen im Eßzimmer weiterleben. Holz, Beton, Stahl und Glas sind die Materialien, aus denen Sanaa ihr Umfeld schafft.

Das zarte 5000-Quadratmeter-Objekt beherbergt nicht nur eine Turnhalle, eine Bibliothek und einen Meditationsraum, sondern auch eine Reihe sitespezifischer Kunstwerke: Thomas Demand hat die Modelle der für ihre vielen, sorgfältigen Maquetten bekannte Firma auf eine Weise abgelichtet, dass sie beinah wie das reale Gebäude aussehen, nur eine merkwürdige Kälte und Glätte verweist darauf, dass es sich um ein dreidimensionales Trompe l’oeuil  handelt. Teresita Fernandes wird ein Wandgemälde kreieren, und Olafur Eliason hat sich diesmal zu einer Textilarbeit entschieden. Die auf Augenhöhe episch lineare nur aus der Vogelperspektive dramatisch  skulpturale Architektur wird jedoch die stille Hauptattraktion bleiben.

Claudia Steinberg

Nürnberg - Ausstellung: Zwischen Venus und Luther

Das Gemaelde “Venus mit Armor als Honigdieb” (um 1537) von Lucas Cranach dem Älteren ist am 18.05.2015 im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg (Bayern) im Vorfeld der Ausstellung “Zwischen Venus und Luther Cranachs Medien der Verführung” auf einem speziell angefertigten Cranach-Audio-Guide und an der Wand zu sehen. 
(©picture-alliance)
Er prägte das Bild des deutschen Reformators Martin Luther und entwickelte einen Malstil mit extrem hohem Wiedererkennungswert: Das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg lenkt mit einer Ausstellung die Aufmerksamkeit auf die Werke von Lucas Cranach dem Älteren (1472-1553), einem der bedeutendsten deutschen Maler und Grafiker der Renaissance.
Das Nationalmuseum beherbergt etwa 20 hochkarätige Gemälde des in Wittenberg geborenen Künstlers, die bereits dauerhaft in ihrem kulturhistorischen Kontext gezeigt werden. Unter dem Titel «Zwischen Venus und Luther: Cranachs Medien der Verführung» gibt es nun ein umfangreiches Begleitprogramm, das auch die neueste Forschung rund um den Künstler beleuchtet. Ergänzt werden die Gemälde durch eine Studioausstellung mit 40 seit Jahren nicht mehr gezeigten druckgrafischen Blättern und Zeichnungen.
Zu den berühmtesten Cranach-Motiven zählen Darstellungen der Venus mit Amor als Honigdieb - mehr als 20 Gemälde-Fassungen gibt es davon. Zwei dieser Bilder sind im Nationalmuseum zu sehen. Ein weiterer Schwerpunkt: Cranachs Bilder des Reformators Martin Luther. «Es ging dabei nicht darum, Luther zu zeigen, wie er aussah, sondern ein Image von ihm zu kreieren», sagte Sammlungsleiter Daniel Hess. So zeigte der Maler ihn gezielt als frommen Mönch oder väterlichen Reformator.
Durch seine Freundschaft mit Luther und dem Philosophen Philipp Melanchthon wurde Cranach zum Schöpfer einer protestantischen Kunst. Durch Cranachs Bilder wurden Luther und seine Lehre in Europa bekannt. Unter den Holzschnitten im Nationalmuseum ist so auch ein satirisches Flugblatt zu sehen, auf dem Frauen und Kinder die Geistlichen vertreiben.

Lucas Cranach der Jüngere (1515-1586) führte die Werkstatt seines Vaters weiter - sein 500. Geburtstag ist Anlass für das Cranach-Themenjahr 2015. Dazu gibt es weitere Ausstellungen in Mitteldeutschland, unter anderem in Gotha, Weimar und Dessau.