Tiger, Bär und Tigerente: Mit seinen Figuren wurde Kinderbuchautor und Illustrator Janosch weltberühmt. Zu seinem 85. Geburtstag erscheinen einige Neuauflagen seiner Geschichten und eine Biographie.
“Die Tigerente ist Mist...” hat Janosch einmal gesagt. Dabei ist die kleine Holzente auf Rädern in unzähligen Kinderzimmern auf der ganzen Welt zu Hause. Janosch selbst besitzt keine. Er brauche halt keine, sagt er. Zu seinem 85. Geburtstag umgibt sich der berühmte Kinderbuchautor in seiner Wahlheimat Teneriffa lieber mit gutem Essen, Wein und Geigenmusik aus dem Radio.
Wenn der kleine Tiger im Krankenhaus liegt, dann sehnt er sich nach “Springforellen mit Mandelkernsoße”, wie sie ihm der kleine Bär zu Hause kocht. Und wenn Tiger und Bär mit der Tigerente aufbrechen, um in Panama den Duft der Bananen zu riechen, dann landen sie am Ende doch wieder in ihrer kleinen gemütlichen Wohnung. Was lehrt uns das? Vielleicht, dass es zu Hause doch immer noch am schönsten ist.
Für den Schriftsteller und Illustrator Horst Eckert alias “Janosch” ist es auf Teneriffa am schönsten. Dort lebt der bekannte Kinderbuchautor seit über 30 Jahren mit seiner Frau Ines. Seine Geschichte “Oh, wie schön ist Panama” brachte ihm Ruhm - und das Geld, um sich auf der kanarischen Insel niederzulassen. Am liebsten, so sagt er, liege er in der Hängematte und genieße das Nichtstun. Doch ganz untätig ist Janosch auch mit 85 nicht. Wöchentlich schreibt er eine Kolumne für das Magazin der Wochenzeitung “Die Zeit”. Auch ein neues Kinderbuch hat er in Aussicht gestellt. Seinen 85. Geburtstag will er zu Hause mit Fisch, Wein und Gesang feiern.
Keine schöne Kindheit
Gutes Essen und die Lust am Leben liegen Janosch nicht nur in seinen Büchern am Herzen
Dass es zu Hause am schönsten ist, war für Janosch nicht immer so. Der große Geschichtenerzähler verbindet mit seiner eigenen Kindheit kaum gute Erinnerungen. Sein Vater war Alkoholiker. Prügel bekam er nicht nur von ihm, sondern auch von der Großmutter, die auf ihn aufpassen sollte. Hinzu kam im streng katholischen Elternhaus die ständige Androhung der Strafe Gottes mit dem Ende im Fegefeuer.
Später versuchte Janosch selbst, seine Kindheitserlebnisse mit Alkohol zu verdrängen. Eigene Kinder wollte er nie und zur Kirche hat er auch heute noch ein gespaltenes Verhältnis. “Da ich Sünder und Ketzer bin, wird Gottvater mir noch eine lange Lebenszeit schenken, damit ich wieder in den heiligen Schoß der Kirche zurückkomme”, sagte er seiner Biografin Angela Bajorek.
Janosch der Künstler
Als Horst Eckert wurde Janosch am 11. März 1931 in Oberschlesien, in Hindenburg (heute das polnische Zabrze), geboren. Nach dem zweiten Weltkrieg flüchtete die Familie nach Westdeutschland. Später, 1953, studierte Janosch an der Akademie der Bildenden Künste in München, denn Künstler zu sein, das stellte er sich leicht vor. Kaum zu glauben, dass man ihn wegen “mangelnder Begabung” nach einigen Semestern entließ.
Janoschs Bücher sind beliebt bei Kindern und Erwachsenen
Aufgegeben hat Janosch damals zum Glück nicht. Er arbeitete weiter als freier Künstler und entdeckte bald seine zweite Begabung: das Schreiben. 1960 erschien sein erstes Kinderbuch “Die Geschichte von Valek dem Pferd”. Janosch ist zwar als Kinderautor berühmt geworden, doch er hat auch Bücher für Erwachsene geschrieben wie “Leben und Kunst”, “Polski Blues” oder “Cholonek oder der liebe Gott aus Lehm”, in denen er nicht zuletzt seine Kindheit thematisiert.
Janoschs Weg zu Weltruhm
Der große Durchbruch gelang ihm dann 1978 mit der rührenden Geschichte über zwei Freunde, die aufbrechen, um ihr Paradies in Panama zu finden. Dabei ist der Weg das Ziel, denn im Grunde drehen sich die beiden im Kreis und landen letztendlich wieder dort, wo sie hergekommen sind. Für “Oh, wie schön ist Panama” erhielt Janosch 1979 den Deutschen Jugendbuchpreis. Insgesamt schrieb und illustrierte er über 300 Bücher, die in 40 Sprachen übersetzt wurden.
Seine Figuren sind Generationen von Kindern in vielen Ländern der Welt bekannt. Sie tauchen in den verschiedenen Geschichten immer wieder auf, illustriert mit liebevoll gezeichneten Aquarellen. Da gibt es den ehrlichen Löwen Hans aus der Spielzeugkiste, der es nicht schafft, den Nussknacker Lari Fari Mogelzahn beim Lügen zu erwischen. Da sind Schnuddel und der Angeber Günter Kastenfrosch. Und dann gibt es natürlich den Tiger, der gerne Pilze sucht und seinen Freund, den Bären, der alles für ihn tun würde. Selbst als der Tiger ihn wegen eines Schweinchens in der Geschichte “Guten Tag, kleines Schweinchen” vorübergehend verlässt.
Was man von Janosch lernen kann
Die besten Geschichten und Gedichte sind zu Janoschs Geburtstag in dem Band “Vielleicht ist auch alles Unsinn, was ich sage” erschienen
Das Schweinchen entpuppt sich übrigens als recht herrschsüchtig, kommandiert den Tiger herum und lässt sich bedienen. Ein Beleg dafür, dass Janosch sich mit Frauen immer etwas schwer getan hat? “Ich bin ein Weiberfeind”, soll er gesagt haben. Aber da der Mann mit dem dicken grauen Schnauzbart in seinem ruppigen Ton schon mal gerne Journalisten einen Bären aufbindet, weiß man nie, ob das alles so stimmt.
Der warmherzige, einfache Humor, mit dem Janosch seine Texte gestaltet, begeistert Kinder und Erwachsene gleichermaßen. Seine Figuren machen ziemlich viel Unsinn, aber auch wenn sie sich schon mal belügen oder gewitzt auf den eigenen Vorteil bedacht sind: am Ende siegen immer wieder die Freundschaft und der Zusammenhalt. “Ich suche immer all das, weil es in meiner Familie nicht vorkam”, sagte er seiner Biografin Angela Bajorek.
Janosch und das Geld
Wer genau hinschaut, findet auf vielen Bildern des Illustrators die gelb-braun gestreifte Holzente auf Rädern, die Tigerente. Mal lieblos in die Ecke geworfen, mal hängt sie von der Decke herab oder der Frosch zieht sie an einer Leine einfach durchs Bild. Obwohl Janosch selbst einmal sagte: “Die Tigerente ist Mist” und der Bär hänge ihm zum Hals raus, so waren diese Tiere doch zeitweise sehr einträglich für ihn.
Janosch mit seinen Kult-Figuren in einem nachgebauten Kinderzimmer. Zu Hause hat er nicht einmal eine Tigerente.
Die Kult-Figuren aus seinen Büchern - allen voran die Tigerente - sind auf Tellern, Tassen und Wärmflaschen verewigt. Die Geschichten wurden verfilmt und für das Fernsehen vermarktet. Darüber hinaus hat Janosch über zwölf Millionen Bücher verkauft. Doch auf seine Verleger ist er nicht gut zu sprechen. Die hätten ihn über den Tisch gezogen, sagt er. Sämtliche Rechte hat Janosch an die “Janosch AG” übertragen. Die Aktien, die er dafür bekam, hat er längst verkauft. Reich ist Janosch heute nicht. Auf Teneriffa lebt er recht bescheiden.
Mit wenig zufrieden sein, das gilt nicht nur für seine Phantasiefiguren, sondern auch für sein eigenes Leben. “Wer fast nichts braucht, hat alles”, lautet ein Zitat aus einem seiner Bücher. Für die polnische Germanistin Angela Bajorek ist es der passende Titel zu seiner Biografie, die anlässlich seines 85. Geburtstags gerade erschienen ist.
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