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Friday, September 23, 2016

New York - Drastische Sparmaßnahmen stehen an: Das berühmte Metropolitan Museum in finanziellen Nöten

In seinen 31 Jahren als Direktor des Metropolitan Museums hat Philippe de Montebello die Gegenwartskunst sträflich vernachlässigt. Als Thomas P. Campbell, der 2008 die Leitung der Institution mit ihren 2500 Mitarbeitern übernahm, im März letzten Jahres den britischen Architekten David Chipperfield zur Erweitung und Umstrukturierung des unübersichtlichen Südwestflügels für moderne und zeitgenössische Werke anheuerte, schien das Museum endlich im einundzwanzigsten Jahrhundert angekommen zu sein - nicht zuletzt verdiente das kürzlich erhaltene Milliardengeschenk kubistischer Kunst von Leonard Lauder eine würdige Unterkunft. Mit der achtjährigen Pacht des einstigen Whitney Museums an der Madison Avenue bewies das Metropolitan in diesem Frühjahr, dass es die überragende Position neuer Kunst auf dem Markt, in den Galerien und auch in den Museen zur Kenntnis genommen hatte. 
Mit Kunst aus mehr als 5 Jahrtausenden zeigt das Metropolitan Museum of Art die beste Seite menschlicher Kreativität rund um den Globus

Doch kurz nach der Eröffnung des Met Breuer, die mit einem neuen, heftig kritisierten Logo im Rahmen einer drei Millionen Dollar Branding Kampagne einherging, bekannte Campbell finanzielle Schwierigkeiten und verkündete drastische Sparmaßnahmen: der sich auf drei Etagen erstreckende, auf 600 Millionen Dollar angesetzte Chipperfield-Umbau wurde auf unbestimmte Zeit vertagt, und Kündigungen erklärte er als unvermeidbar - nicht Hunderte, aber Dutzende Angestellte werden ihren Posten verlieren, denn schließlich verschlingen Löhne rund 70 Prozent des 300 Millionen Jahresetats. Ausstellungen sollen sich zukünftig über längere Zeiträume erstrecken und weniger Leihgaben enthalten, da sie hohe Versicherungssummen verschlingen. Ohne diese Interventionen würde sich das derzeit auf zehn Millionen Dollar veranschlagte Defizit binnen 18 Monaten vervierfachen. Einen kausalen Bezug zur fünfzehn Millionen Dollar Renovierung des Breuerbaus mit seinen noch höheren Betriebsausgaben sowie den Kosten zur Ausbildung des 110-köpfigen Personals bestritt Campbell.

Vielmehr macht Campbell jenseits “zyklischer Schwankungen” vor allem Gehaltserhöhungen - sein eigenes Salär beläuft sich auf 1,3 Millionen Dollar pro Jahr -, den Rückgang von Geldern aus Restaurants und Souvenirshops sowie niedrigere Ticketeinnahmen verantwortlich: auf Gerichtsbeschluß mußte das Museum kürzlich seinen Eintrittspreis von 25 Dollar als “vorgeschlagenen” statt als “empfohlenen” Beitrag ankündigen, denn eigentlich ist der Besuch umsonst.  Trotz Campbells Behauptung des Gegenteils kann man sich des Verdachts nicht erwehren, dass sich das Metropolitan mit der Übernahme des Hauses an der Madison Avenue ein wenig überfordert hat. Dem Fundraising für Chipperfields eleganten Plan wird es jedenfalls nicht gerade helfen, wenn das Museum seine Rechnungen nur mühsam zahlen kann. Eine Studie der University of Chicago aus dem Jahr 2012 belegte, dass sich viele Kultureinrichtungen durch ambitionierte architektonische Projekte in den Ruin stürzen. Hoffentlich kann sich das Metropolitan mit seiner überschaubaren Finanzkrise vor einer noch größeren bewahren. 

Claudia Steinberg

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