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Friday, September 23, 2016

Josef Albers - Magie mit eigenen Augen erlebt

“Josef Albers ist einer der wenigen Künstler, dessen Werk auf Anhieb identifizierbar ist”, sagt David Leiber, ein Partner der Zwirner Galerie, und meint natürlich sein1949, im Alter von 62 Jahren begonnenes Opus “Hommage an das Quadrat”, das ihn bis an sein Lebensende beschäftigte. Die erste dieser ebenso systematischen wie sinnlichen Explorationen über die Wechselwirkungen von Farbe und Form, an die sich Albers mit einer Arbeit in Weiß, Grau und Schwarz herantastete, wird im Zentrum einer Ausstellung im November in New York stehen, mit der die Galerie ihre Zusammenarbeit mit der Josef und Anni Albers Stiftung vorstellt: im Juni hatte die von dem Künstlerpaar 1971 gegründete Organzisation David Zwirner unter namhaften Konkurrenten wie Dominique Lévy, Hauser & Wirth und dem bisherigen amerikanischen Galeriepartner Pace als neuen Repräsentanten auserkoren. 

Josef und Anni Albers. 
Foto: The Josef and Anni Albers Foundation, 
Inc./Artists’ Rights Society, New York

Nach dem Tod von Leslie Waddington, einem Connoisseur und Galeristen der alten Schule, der die Stiftung von Anbeginn in London vertreten und eine enge Freundschaft mit ihrem Direktor Nicholas Fox Weber gehegt hatte, suchte man nach einer zeitgemäßen Präsenz auf dem internationalen Markt. “Wir konnten ein komplettes Paket mit einem Team von Experten und hauseigenen Kuratoren anbieten”, erklärt Leiber. Darüber hinaus zählen von Albers nachhaltig beeinflußte Künstler wie Dan Flavin, Ad Reinhardt und Donald Judd, der zum Beispiel von der “Lyrik und jubelnden Ambiguität” der Luminant-Serie schwärmte, zum Zwirner Portfolio. 

Anni Albers, die 1949 als erste Designerin eine Soloausstellung im MoMA bekam (16 Jahre bevor ihr Mann dort seine große Retrospektive hatte), ist dagegen mit ihren Textilien eine Ausnahme im Galerieprogramm. Trotz zahlreicher Ausstellung - zum Beispiel auch in der Tate Gallery im kommenden  Herbst - “stand Anni immer ein wenig in Josefs Schatten”, meint Leiber. “Sie waren ein sehr starkes Paar, und es herrscht dieser Irrglaube, dass die Beiden auch viel zusammengearbeitet hätten - in Wirklichkeit erstreckte sich ihre Kooperation bestenfalls auf das Bemalen von Ostereiern.” Gemeinsam war ihnen der unverwüstliche Idealismus der europäischen Moderne und die Neugierde auf die neue Welt - nicht nur auf die Vereinigten Staaten, sondern auch auf Kuba und vor allem Mexiko, wohin sie rund dreißig Reisen unternahmen.

 Ihre Souvenirs von diesen Aufenthalten vermachten sie schließlich dem Peabody Museum of Natural History, Teil der Yale University, wo beide lehrten. Vor allem aber verarbeitete Anni ihre Begegnungen mit der mesoamerikanischen Kultur in ihren eigenen Meisterwerke, und Josef verhalfen sie zur Verfeinerung seiner Relativitätstheorie der Farbe, die er bereits mit seinen Glasarbeiten am Bauhaus zu erkunden begonnen hatte. “Wenn man sich Beobachtung verschreibt, wie die Dinge von ihrem Umfeld beeinflußt werden und umgekehrt,” sagt Leiber, “dann kann man Magie mit eigenen Augen erleben.”

Claudia Seinberg

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