Städtisches Grün wird zum Synonym für Lebensqualität. Die Initiativen “Urban Gardening” und “Essbare Stadt” ernten in Gemeinschaftsgärten. Je weniger versiegelte Fläche, desto kühler die Stadt. Bundesumweltministerin Hendricks will den Bau von Grünflächen verstärkt fördern.
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Umweltministerin Hendricks will mehr Natur in die Stadt holen, damit sich die Menschen wohler fühlen.
Foto: Kathrin Harms/laif |
Ein Gefühl von Urlaub in der Stadt? Hochsommerliche Temperaturen, kleine Seen, schattige Grünanlagen und Parks tragen dazu bei, dass sich Menschen in ihrer Stadt wohlfühlen. Eine heitere Stimmung breitet sich aus, Cafés und Biergärten sind gut besucht, Schwimmbäder fast überlaufen.In den Städten ist Grün zu einem Synonym für Lebensqualität geworden. Parks, Gärten, Wiesen, Pflanzen auf Dächern, Balkonen und Fassaden sind ein entscheidendes Kriterium für die Wahl des Wohnorts.
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks will mehr Natur in die Stadt holen, damit sich die Menschen wohler fühlen. “Ich habe Grün in der Stadt als neuen Schwerpunkt in unsere Städtebauförderungsprogramme aufgenommen”, sagte sie in einem Zeitungsinterview Anfang Juli.
Das Grünbuch zitiert eine Internetumfrage, wonach 98 Prozent der Befragten Grün- und Parkanlagen wichtig sind. Familien bevorzugen Flächen, auf denen Kindern unbeschwert spielen können. Ältere Menschen bevorzugen dagegen befestigte Wege.
“Mit unserm ,Grünbuch’ liegt eine erste Bestandsaufnahme vor, die zeigt, wie vielfältig urbane Grünflächen sind: als Orte der Erholung, Begegnung und Integration.
So kehre die landwirtschaftliche Produktion als “Urban Gardening” zurück in die Städte. Dabei schließen sich Nachbarn zusammen und legen Gärten an, wie in Berlin-Kreuzberg oder auf dem ehemaligen Flughafen Berlin-Tempelhof.
Kinder haben besonders viel Spaß daran, selbst Obst und Gemüse zu ernten. Und ganz allein auf Bäume klettern, unbeaufsichtigt im Matsch spielen, Staudämme bauen und Käfer um die Wette laufen lassen? Das können Kinder auf Pilotflächen in großen und kleinen Städten, den “Naturerfahrungsräumen”.
Die Naturbewusstseinsstudie 2020 belegt, dass die Einwohner das Grün der Städte mit freiem Zugang sehr gern nutzen. Von 92 Prozent der Bevölkerung wird Natur in der Stadt als Raum für Erholung und Entspannung für sehr wichtig oder eher wichtig erachtet.
15 Hektar am Monte Scherbellino, einer ehemaligen giftverseuchten Müllkippe in Sachsenhausen, und sieben Hektar im Bonameser Nordpark dürfen verwildern: Frankfurt ist Wildnis-Vorreiter. Gemeinsam mit Hannover und Dessau-Roßlau starte die Stadt ins Pilotprojekt des Bundesumweltministeriums “Städte wagen Wildnis”.
Modellprojekte wie “Blumen- und Stadtwiesen im Straßenbegleitgrün der Stadt Frankfurt” oder “Kirchhain blüht auf” veranschaulichen, wie die Gestaltung naturnaher Grünflächen aussehen kann.
Die Stadt Andernach hat für ihr Konzept “Essbares Andernach” schon mehrere Preise gewonnen. “Flächen, die früher richtige Schandflecken waren, sehen jetzt richtig toll aus”, sagt Stadtsprecher Christoph Maurer der dpa.Zuerst wurden Tomaten gepflanzt, es folgten Obstbäume, Kräuter, Salat. Im Park am Rhein weiden Schafe, im Stadtgraben laufen Hühner herum.
Auch in Darmstadt sollen Grünflächen und Brachen genutzt werden, um Obst, Gemüse und Kräuter anzubauen.Gebäude mit Wärmedämmung, außen liegende Verschattungselemente, Sonnenschutzgläser und die Begrünung von Gebäudefassaden und -dächern sorgen für Abhilfe, ebenso wie Grün- und Gewässerflächen.
Vandalismus gibt es so gut wie nicht. “Wenn Brachflächen zu Gemeinschaftsgärten werden, identifizieren sich die Leute stärker mit ihrem Quartier und fühlen sich auch dafür verantwortlich”, sagt Juliane Wagner vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR).
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