Jeff Koons: Dieses Kunstwerk kennt fast jeder, den Balloon Dog 1994-2000. In Orange wurde so ein aufgeblasener Hund für 58, 4 Millionen Dollar im New Yorker Auktionshaus Christie's versteigert
“Jeff Koons ist ein Mann von tiefer Kreativität”, meint der Neurowissenschaftler Eric Kandel, der den New Yorker Künstler kürzlich als Artist in Residence an das Mortimer B. Zuckerman Center für Gehirnforschung der Columbia University einlud. Ausschlag gab Koons’ Serie von klassizistischen Skulpturen, deren monumentale Gestalt immer um einen leuchtend blauen Stahlball bereichert ist - man ist unentrinnbar seinem eigenen, verzerrten Spiegelbild ausgeliefert. Der Nobelpreisträger Kandel hat sich unter anderem in seinem Bestseller “Das Zeitalter der Erkenntnis” mit der Rolle des Betrachters im Kunstverständnis der Moderne auseinandergesetzt und fand sein Thema in den glänzenden Kugeln reflektiert: “Man sieht nicht nur die Kunst, man sieht sich selbst”, schwärmt er. “Der Wert liegt im Betrachteranteil”, bestätigt Koons, der teuerste lebende Künstler der Welt, dann auch im Pressevideo der Universität.
Jeff Koons bei einer Ausstellungseröffnung
Auf bisher noch unbestimmte Zeit wird Koons als erster Künstler Gelegenheit haben, mit den internationalen Forschern der Eliteinstitution über die neuesten Einsichten in das Gehirn zu kommunizieren – Gedächtnis, Wahrnehmung und Bewegungskontrolle zählen zu den Bereichen, über die er von den Stars der Neurowissenschaft lernen will: “Ich möchte, dass meine Arbeiten so tiefgreifend wie möglich sind”, ergänzt der für seine industriell auf Hochglanz polierten Oberflächen berühmte Künstler. Als Gegenleistung soll Koons die Neurologen in sein gigantisches Studio einladen, wo mehr als hundert Assistenten mit der Umsetzung seiner Visionen beschäftigt sind: von dem Einblick in Koons’ schöpferische Prozesse erhofft sich Kandel – ein Wiener Immigrant mit großer Liebe zu Gustav Klimt – eine Inspiration für die Wissenschaft.
Vor allem aber setzt die stetig expandierende Columbia University, die jährlich Studiengebühren von 55,161 Dollar (mit Unterkunft und Büchern sind des 71,690 Dollar) verlangt, Koons ebenso als Werbemittel ein wie den Architekten Renzo Piano, der für den Zuckerman-Bau auf dem neuen Kampus verantwortlich ist: es geht um Glamour. Umgekehrt sonnt sich der perfektionisitsche Künstler gern im Glanz innovativer Wissenschaft und Technologie: schon für die komplexe Realisierung seiner Idee, Basketbälle in einem Wassertank schweben zu lassen, heuerte er einen Nobelpreisträger an. Tatsächlich hat Koons seine Karriere schon immer mit tiefer Kreativität voran getrieben.
Claudia Steinberg
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