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Thursday, June 23, 2016

Jürgen Prochnow wurde 75: In Hollywood einer der erfolgreichsten Deutschen

Mit seinem markanten, narbigen Gesicht gehörte er für ein paar Jahre zu den aufregendsten Gesichtern des “Neuen Deutschen Films”, spielte für Regisseure wie Reiner Werner Fassbinder, Reinhard Hauff und Volker Schlöndorff eindringliche Rollen. Und sein Mitwirken im frühen Wolfgang-Petersen-Film “Die Konsequenz” war mitverantwortlich für eine aufregende Episode deutscher Film- und Fernsehgeschichte: “Die Konsequenz” stieß eine breite Diskussion um Homosexualität und Öffentlichkeit an  “Die Konsequenz” (1978) war die vielleicht erste homoseexuelle Liebesgeschichte auf deutschen Bildschirmen – und der Bayerische Rundfunk blendete sich prompt bei der Ausstrahlung aus. Mit viel Einfühlungsvermögen stellte Prochnow einen Schauspieler dar, der sich im Gefängnis in den Sohn eines Aufsehers verliebt und auch nach der Entlassung mit ihm zusammenbleiben möchte.

“Das Boot” machte ihn berühmt: Der seit 30 Jahren in den USA arbeitende deutsche Schauspieler Jürgen Prochnow wurde am 10. Juni 75.

Jetzt, wo der am Theater geschulte und jung gebliebene Schauspieler seinen 75. Geburtstag (10.6.) feiern konnte, darf er zurückblicken auf eine Karriere mit vielen Höhen, ein par Tiefen und der Gewissheit, dass er zu den wenigen deutschsprachigen Schauspielern nach dem Zweiten Weltkrieg gehört, die auch in Hollywood ihre Spuren hinterlassen konnten.
Doch Jürgen Prochnow biss sich durch - auch in den 1990er Jahren hinterließ er im US-Filmgeschäft seine Spuren. Sein kerniges Aussehen prädestinierte den Schauspieler für Rollen in körperbetonten Action - und Historienfilmen. So überzeugte er 1991 als Sir Miles Folcanet in der Robin-Hood-Verfilmung von Regisseur John Irvin.Doch Jürgen Prochnow biss sich durch - auch in den 1990er Jahren hinterließ er im US-Filmgeschäft seine Spuren. Sein kerniges Aussehen prädestinierte den Schauspieler für Rollen in körperbetonten Action - und Historienfilmen. So überzeugte er 1991 als Sir Miles Folcanet in der Robin-Hood-Verfilmung von Regisseur John Irvin.


Jürgen Prochnow ist nach wie vor gut im Geschäft. Zuletzt konnten ihn die deutschen Kinozuschauer in der Romanverfilmung von Martin Suters Wirtschaftsthriller “Die dunkle Seite des Mondes” sehen. Dort spielt Prochnow den ehemaligen Mandanten eines Wirtschaftsanwalts (Moritz Bleibtreu)

Bernd Desingers neuer Roman “ZZZ”: Senioren, die jüngste Generation auf der Krimi-Szene



Was für ein düsteres Zukunftsbild malt Bernd Desinger in seinem neuen Roman “ZZZ”. Hinter diesen drei letzten Buchstaben des Alphabets verbirgt sich die Lösung “Zeltstadt Zeche Zollverein”. So ist die Lokalität schon gekennzeichnet: Das Ruhrgebiet, genau gesagt Essen. Dabei wollte der gebürtige Oberhausener nicht unbedingt ein Regionalstück schreiben. “Eher habe ich Essen und insbesondere die Zeche Zollverein ausgewählt, da sie über eine Symbolkraft verfügt. Sie ist ein Symbol für eine Region, die in der Vergangenheit sehr reich war. Das Ruhrgebiet war der Motor Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg,” sagt Bernd Desinger. Autor verschiedener Bücher und seit 2009 Leiter des Düsseldorfer Filmmuseums.  

Doch von der blühenden Idustrie-und späteren Kulturstadt ist anno 2032 nichts mehr zu merken. Essen ist an einem Tiefpunkt angekommen, die Nachbarstadt Duisburg wurde von den Chinesen gekauft.  Dieses Bild ist auf ganz Deutschland übertragbar. Die größte Bedrohung ist die Altersarmut. Ein Problem, das wir uns heute noch nicht vorstellen können, das sich aber schleichend anbahnt. Auf dem Zechengelände Zollverein vegetieren tausende von Senioren in der eng errichteten Zeltstadt. Und viele dieser alten Menschen sind kriminell. Sie wehren sich gegen ihre unverschuldete Armut - notfalls eben mit gesetzwidrigen Tricks. Desinger: “Wenn wir der aktuellen Entwicklung nicht aktiv entgegensteuern, wird die Altersarmut zu einem großen Problem werden”

Straftaten von Alten sind für Polizei und Gerichte zur größten Herausforderung geworden. Denn die Senioren, inzwischen zur neuen Problem-Generation mutiert, fordern ihr legitimes Recht zu leben mit Gewalt ein. Außerdem sind die kriminellen Senioren für die Polizei viel schwerer zu fassen, da sie mehr Lebenserfahrung und so auch den besseren Überlick haben. “Auch der Immobilienmarkt ist ebenso betroffen”, sagt Bernd Desinger. “Wenn die Mieten weiter so steigen, wird es zu einer großen Wohnungsnot kommen. Ich hatte ein großes Bedürfnis, dieses Buch zu schreiben, ich musste diese Themen bearbeiten.” Und weiter: “Es gab keine Vorlage. Der gesamte Inhalt ist meine ureigenste Erfindung. Diese Art von Roman ist auch etwas Neues, da in ihm eine Kriminalhandlung auf eine Science-Fiction-Geschichte stößt.”

Bernd Desinger, Buchautor und Leiter des 
Filmmuseums Düsseldorf


Sie beginnt so: Essen 2032. Ein spektakulärer Mord an einem Flaschensammler, der von seinem Mörder bestialisch zugerichtet wurde, erschüttert die Stadt. Die Ermittlungen führen Milan Dragovich, Hauptkommissar für den neuen Zweig Altenkriminalität, und seine junge Kollegin Cigdem Flick bald auf das Gelände des ehemaligen Kulturdenkmals der Zeche Zollverein, im Polizeijargon ZZZ genannt. Apropos Kultur. Daran wird natürlich als erstes gekürzt. Desinger “Da das Land kein Geld mehr hat und Kulturförderung “Kann-Ausgaben” sind, muss an ihr gespart werden. Die Kulturlandschaft wird also ausgedünnt, um die Sozialausgaben - die “Muss-Ausgaben” - auf einem gewissen Niveau halten zu können.” Was allerdings auch nicht immer gelingt.

 Die Beamten treffen zunächst auf eine Mauer des Schweigens. Dann macht Dragovich eine Begegnung mit der Prostituierten Nelly stutzig. Unterstützt von Cigdem Flick setzt er nun alles daran, die Hintergründe der Tat aufzudecken. Im Dschungel der »ZZZ« und in der ehemaligen Zechenanlage stoßen die Kommissare auf immer neue Ungereimtheiten und machen schließlich eine ungeheuerliche Entdeckung... 
Spannung bis zur letzten Seite ...

 Über den Autor:

Bernd Desinger, geboren 1962 in Oberhausen, studierte deutsche Sprache und Literatur, Geschichte, Psychologie und Film. Viele Jahre beim Goethe-Institut lebte und arbeitete er unter anderem in Toronto, München und zuletzt in Los Angeles. Seit 2009 leitet er das Filmmuseum Düsseldorf. Als Schriftsteller veröffentlichte Bernd Desinger mehrere Romane, Rocklyrik und Gedichte sowie eine Aphorismen-Sammlung. Daneben ist er auch Herausgeber verschiedener Sachbücher. Bereits in seiner Zeit als Musiker hatte Bernd Desinger sämtliche Texte für seine Bands geschrieben. Als Romanautor trat er zum ersten Mal mit dem surrealen Thriller “Der Schütze” an die Öffentlichkeit. Als nächstes folgte unter dem Titel “Unhadronische Materie” eine Auswahl seiner Rocklyrik und Gedichte. 2012 erschien der Roman “Arthurs Entführung”, das erste Buch der Trilogie “Der Doppelweg.” Im Frühjahr 2013 kam dann “...durch’s Jahr kommen” heraus, eine Sammlung von 366 Aphorismen und Sinnsprüchen.  Der zweite Band der Trilogie “Der Doppelweg” ist für Herbst 2016 angekündigt.

Los Angeles - Das Amerikanische Filminstitut ehrt Werner Herzog




Das American Film Institute (AFI) hat bekanntgegeben, dass das Dokumentarfilmfestival AFI DOCS den renommierten Filmemacher Werner Herzog ehren wird. Im Rahmen von AFI DOCS werden Meister des Dokumentarfilms gewürdigt, die Zuschauer mit Sachgeschichten über menschliche Erfahrungen inspiriert haben. Ein Gespräch mit Herzog sowie Filmausschnitte aus seinem faszinierenden Lebenswerk stehen im Mittelpunkt des am 24. Juni 2016 im „Newseum“ stattfindenden Symposiums.

Udo Lindenberg - Panik-Rocker wird 70

Kaum zu glauben: Udo Lindenberg feierte seinem 70. Geburtstag. Und da er nie ein Mann der leisen Töne war, feierte er auch gleich mit 13000 tobenden Fans in der Frankfurter Festhalle und rockte mit seiner Panik-Gang  was das Zeug hergab. Was heiß hier schon 70...
Er gilt als Wegbereiter des deutschen Rock, viele Fans lieben Udo Lindenberg aber vor allem als Sprach-Jongleur. Sein Leben - und seine Sprüche.”Udopium - geiles Wortspiel, ne?”, sagt Udo Lindenberg und grinst. “Deutschland nimmt wohl eine neue Droge”, erklärt er sich das, was um ihn herum gerade passiert.

Mit dem kurz vor seinem  Geburtstag vorgelegten neuen Studioalbum “Stärker als die Zeit” rast Udo seit April mit Volldampf durch die Medienkanäle. In den Charts platzierte er sein drittes Nummer-Eins-Album, und er selbst glaubt, eine Rakete gefrühstückt zu haben, weil alles so “geilomatik” nach oben “zischt”.


Während die einen ihn zu Deutschlands einzigem wahren Rockstar ernennen, befassen sich andere mit dem Phänomen des Panikrockers. Warum ihn plötzlich (fast) alle lieben? “Weil ich geile Sachen mache” sagt er mit gewohnter Bescheidenheit...

Doch recht hat er!



Bild: Plattencover “Stärker als die Zeit” von Udo Lindenberg

Bildhauerin Louise Bourgeois: “Alles Dekorative macht die Frau zur Dienerin des Heims”

Acht Jahre sind vergangen, seit Louise Bourgeois 1938 aus Paris nach New York übersiedelte. Dank ihres selbstbescheinigten, “furchtbaren Verlangens zu gefallen” bemüht sie sich, dem Kunstgelehrten Robert Goldwater eine gute Gattin, seinen Freunden und Kollegen eine tadellose Gastgeberin und ihren drei Söhnen eine aufmerksame Mutter zu sein. Doch nun, 1946, bricht ihre Verzweiflung und Rage über die Zwangsjacke dieser weiblichen Rollen mit einer Serie kleiner Bilder unter dem Titel “Femme Maison” ans Tageslicht: dem Kopf der Frau ist ein Haus wie ein Käfig übergestülpt, der sie blind und unsichtbar zugleich macht, während ihr nackter, der Arme beraubter Leib schutzlos der Welt ausgeliefert ist - ein archetypischer Alptraum. Das Motiv der Häuslichkeit als Gefangenschaft und Identitätsverlust greift die Künstlerin immer wieder auf:  1983 ist die Haus-Frau gänzlich unter einer Robe aus wallendem Marmor wie unter einer Burka verborgen, ihr Haupt von einem kleinen Schachtelbau gekrönt; zwanzig Jahre später sitzt ein viel zu eng bemessenes Haus auf dem gewölbten Bauch einer liegenden Stoffgestalt. 

„Der schöpferische Impuls für alle meine Arbeiten ist in meiner Kindheit zu suchen“, sagte Louise Bourgeois. Alle ihre Arbeiten der in New York lebenden Französin kreisen um Liebe, Hass, Gewalt, Abhängigkeit und Aufbegehren innerhalb der Familie.

Im Laufe ihres Lebens soll das Townhouse, das Louise und ihr Mann 1962 in einer idyllischen, baumbestandenen Straße in Chelsea kauften, jedoch zu ihrem “freundlichen Refugium” werden: “Es ist wie eine meiner Zellen, eine meiner Höhlen”, sagt sie. Tatsächlich sind die Metallgehäuse, in die sie in den 90er Jahren Reliquien ihrer mythologisierten Vergangenheit, aber auch Kunstwerke sperrt (zum Beispiel eine Marmorminiatur ihres Elternhauses hinter einer Guillotine), den Dimensionen ihrer Zimmer an der West 20th Street verwandt. Als Louise Bourgeois um die Jahrtausendwende nicht mehr ausgeht, wird ihr das Haus zur Welt. Einzig die Menschenschlange vor der Suppenküche der St. Peter’s Church gegenüber lockt sie an das Fenster ihrer spartanischen Kammer in der Belle Etage. Von Besuchern mitgebrachte Bouquets läßt sie umgehend auf den Treppenstufen der Kirche deponieren - wie alles Dekorative machen ihres Erachtens auch Blumen die Frau zur Dienerin des Heims: “Ich benutze das Haus”, insistiert sie. “Das Haus benutzt mich nicht.

Das Interieur des Nachbarhauses, das die Künstlerin 2008 dem Kostümdesigner  William Ivey Long abkaufte, strahlt dagegen in kalkigem, kaltem Weiß. Die goldene Pracht des Vorgängers ist übertüncht, nur ein Kristalllüster schwebt noch über einem Glaskasten, der eine kleine, rosa, merkwürdig fleischliche Stoffskulptur wie das letzte Exemplar einer zugrunde gegangenen Spezies beherbergt. In zwei Vitrinen ruhen Dokumente aus Louises Leben: ein von 20 Frauen, darunter Lucy Lippard und Nancy Spero, unterzeichneter Brief an MoMA-Direktor William Rubin aus dem Jahr 1973, der eine Bourgeois-Ausstellung fordert (zu der es dann auch 1982 endlich kommt); eine Gasrechnung von ihrem ersten eigenen Apartment an der Rue du Seine; ihr Studentenausweis, ihre Reisepässe, winzige Notiz- und Zeichenbücher und sogar eine Seite aus dem Kontobuch ihrer Pariser Galerie, wo sie Zeichnungen und Drucke verkaufte: Modigliani, Bonnard - und einige Picassos an Robert Goldwater: so lernte sie ihn kennen. 

Die von Bourgois bereits 1980 gegründete Easton Foundation profitiert von ihrer lebenslangen Neigung, Schriftstücke unterschiedlichster Natur als Andenken aufzubewahren. Darunter auch die Korrespondenz mit dem mächtigen, verhaßten Vater, den sie in ihrem Werk immer wieder vernichten mußte. Doch schreibt die Tochter aus New York in verbindlichem Ton - über die Lichter des nächtlichen Harlem, die “wissenschaftliche, grausame, romantische Qualität” der Stadt. Von der Wand blickt der Verräter - in Uniform, die Zigarette in der Hand - mit selbstbewußtem Charme aus einem gerahmten Familienportrait in den langen, schmalen Raum. In der Nähe hängt ein Bild von Louise auf der Treppe ihres Hauses in einem knielangen, ganz aus Brüsten bestehenden Kostüm für eine Performance in der Patricia Hamilton Gallery, 1978.  In den oberen Etagen hat die Stiftung, der beide Häuser unterstehen, zwei Plätze für Stipendiaten eingerichtet - vor Ort können sie die rund 3000 bisher katalogisierten Papiere in Gesellschaft einiger auserwählter Werke studieren. Wie einer an die menschliche Wirbelsäule erinnernde Steele von archaischer Intensität - sie zählt zu den Personages, Bourgeois’ frühen, aus Fundstücken vom Dach ihrer ersten New Yorker Wohnung  konstruierten Totempfähle, die Freunde und Familie in Europa symbolisierten.

„Raum existiert gar nicht, er ist nur eine Metapher für die Strukturen unseres Daseins“ – Louise Bourgeois


Sie lebte in Brooklyn, noch ehe das New Yorker Stadtviertel zum Hipster-Mekka erkoren und eine Monatsmiete dort unerschwinglich wurde. Überhaupt hatte Louise Joséphine Bourgeois, 1911 in Paris geboren, vor allem eines: ihre ganz eigene Vision vom Leben und von der Kunst. Die Bildhauerin aus einer bürgerlichen Familie, erlangte mit ihren Skulpturen und Installationen in der Neuen Welt und von dort aus auch auf internationalem Parkett Weltruhm erlangte: 


Der Kontrast des so elegant renovierten Archivs zu seinem verlebten, vergilbten, verschrammten Zwilling nebenan könnte nicht radikaler sein. Auf einer kleinen Konsole in der Diele steht ein Glas mit blaßblauen Zuckermandeln aus unbestimmter Zeit vor dem Tod der vernaschten Künstlerin im Jahr 2010. Eine ausgetretene Treppe führt in das Schlafzimmer, das Louise von dem Morgen, da Robert Goldwater unvermutet an einem Herzinfarkt erlag, zum Mausoleum erklärte - seit dem 26. März 1973 verharrt ein trüber Shalimar-Flakon auf der Kommode, neben dem Bett hängt eine Zeichnung von LeCorbusier, einem guten Freund, im überquellenden Bücherregal  preßt Die Weisheit Laotses gegen The Cosmopolitan Girl und Miss Lonelyhearts ist neben den Mythos der Geisteskrankheit geraten, Auf der anderen Seite des Flurs liegt der Zufluchtsort der plötzlichen verwitweten Künstlerin - ein karges Zimmer mit einem schmalen, kaum benutzen Bett: hier entstanden ihre Insomnia-Drawings, gezeichnet in den frühen Morgenstunden und voller Zorn gegen die quälende, oft 48 Stunden anhaltende Wachheit in die untere Etage geworfen, wo sie ihr langjähriger Assistent und jetziger Direktor der Eston Stiftung, Jerry Gorovoy am nächsten Tag aufsammelte. 

2005 verließ Louise Bourgeois den einsamen ersten Stock auf immer und lebte fortan in ihrer Kemenate mit den fleckigen Wänden, auf die sie in großen Ziffern die wichtigsten Telefonnummern notiert hatte. Ihr Versteck lag hinter der Küche mit der einen Kochplatte und dem von roter Gouache wie mit Blut gebeizten Holztischisch, auf dem sie jeden Sonntag Vodka und Whiskey für ihre Gäste bereitstellte. Seit Roberts Abwesenheit ihr die Wochenenden unterträglich machte, folgten Künstler und Schriftsteller der Einladung, ihre Arbeiten zu präsentieren. Wie Schulkinder hockten sie auf den niedrigen Stühlen in der Hoffnung auf einen ermutigenden Orakelspruch von der winzigen Person in den altmodischen Kleidern - oft verließen sie jedoch das Haus in Tränen, eskortiert von zwei empathischen “Body Guards”. Noch ist Louise Bourgeois an diesem Schauplatz so vieler Emotionen präsent. Wird er seine Aura verlieren, wenn die vollbespickte Pinwand mit den alten Fotos, Zetteln, Zeitungsausrissen und Medallien gereinigt an ihren Platz zurückkehrt? Wenn die Decke von der blätternden Farbe befreit ist und die Fenster zum ersten Mal seit vielen Jahren geputzt sind, um die Räumlichkeiten in den nächsten Monaten auf Besucher vorzubereiten? Ein paar Seelenmoleküle mögen sich verflüchtigen, aber andererseits hat Louise Bourgeois die Patina nicht kultiviert, und der Staub war ihr einfach total gleichgültig.

Claudia Steinberg

Maria Schraders Film über Stefan Zweig: “Vor der Morgenröte”

Der berühmte Schriftsteller flüchtete vor den Nazis. Das Exil brachte Zweig kein Glück. In Brasilien nahm er sich mit seiner Frau 1942 das Leben. Maria Schraders Film blickt zurück - hat auch die Gegenwart im Visier.
Maria Schrader hat das Leben von Stefan Zweig im Exil in sechs filmische Episoden aufgesplittert, ihr Film ist keine streng narrativ erzählte Schriftstellerbiografie. Im Prolog zeigt sie den berühmten aus Europa kommenden Autor Stefan Zweig (Josef Hader, r.) bei einem Empfang in Rio de Janeiro. In der brasilianischen Hauptstadt wird er wie ein Staatsgast mit entsprechendem Bankett begrüßt.

“Flucht in einem anderen, größeren Kontext”
Maria Schrader ist heute selbst von der Aktualität überrascht: “Wenn man (…) die Schilderungen der Flucht von Friderike Zweig (Stefan Zweigs erste Ehefrau, Anmerk. d. Red.) liest, wie sie mit Tausenden Menschen am Quai von Marseille steht, die alle vor Krieg und Verfolgung flüchten, dann sieht man die Menschen, die heute auf der anderen Seite des Mittelmeers mit ähnlichen Motiven ihr Leben riskieren, um dieses Meer in die entgegengesetzte Richtung zu überqueren, schon in einem anderen, größeren Kontext.”

Stefan (Josef Hader) und Lotte Zweig (Aenne Schwarz) in Bahia

Es sei doch “purer Zufall und pures Glück, dass man auf einem Teil der Welt lebt, von dem man gerade nicht fliehen muss”, fügt Schomburg hinzu. Der Blick auf das Thema sei durch die Beschäftigung mit Zweig “zugleich abstrakter und konkreter” geworden: “Abstrakter, weil man versteht, dass diese großen Emigrationsbewegungen schon immer tragischer Teil der Menschheitsgeschichte waren; konkreter, weil man sich in einer anderen Art und Weise mit Flüchtenden identifizieren kann.

“Zwischen Hoffnung und Verzweiflung: Stefan Zweig
“Vor der Morgenröte”, Maria Schraders zweite Regiearbeit nach ihrer fulminanten Romanadaption “Liebesleben” im Jahre 2007, fächert die letzten Lebensjahre Stefan Zweigs im Exil auf. Sechs Episoden aus dem Leben des Autors zeigt Schrader, sie spielen in Brasilien, Argentinien und in den USA - und zeigen einen Mann zwischen Hoffnung und Verzweiflung, zwischen Dankbarkeit für die Aufnahme in der neuen Heimat und der gleichzeitigen Erkenntnis, dass diese zweite Heimat wohl doch kein Ersatz sein kann für die alte.

Historisches Foto: Stefan und Lotte Zweig 1938

Stefan Zweig war ein Feingeist und auch in den fürchterlichsten Stunden der Verzweiflung fern der geliebten Heimat, war der gebürtige Wiener keiner, der sich zu Hasstiraden auf Deutschland und Österreich hinreißen ließ. “Zweig war aus unserer Sicht jemand, der sich weigerte, die Dinge holzschnittartig zu betrachten und dessen kreativer Impuls vor allem aus der Begeisterung für Ideen und Menschen wuchs“, so die Filmemacher. Die Tragik habe darin bestanden, dass “dieser hochsensible Meister der Grautöne” sich in einer Zeit wiedergefunden habe, “in der es nur noch schwarz und weiß gibt, in der die Differenzierung zunehmend unmöglich ist.”
Stefan Zweig: “...ich würde nie gegen ein Land sprechen.”
Das zeigt auch der Film. Beispielsweise in den Szenen in Buenos Aires. In der argentinischen Hauptstadt findet ein großer Schriftstellerkongress des P.E.N. statt. Viele Teilnehmer fordern von Zweig, der als Ehrengast zum Kongress geladen ist, eine eindeutige, scharfe Verurteilung des Hitlerregimes. “Ich werde nicht gegen Deutschland sprechen. Ich würde nie gegen ein Land sprechen. Und ich mache keine Ausnahme”, lautet die Erwiderung des ins Exil vertriebenen Autors.

In New York 1941: Stefan Zweig hadert mit seinem Schicksal

Erschreckt zeigte sich Stefan Zweig auch von den Begleitumständen des Kongresses, der Berichterstattung durch die Medien: “Die Zeitungen verfolgen einen von früh bis nachts mit Photographien und Stories. (…) Mich ekelt dieser Jahrmarkt der Eitelkeiten.

“Thomas Mann gestand Sinneswandel ein”
Bemerkenswert auch der Sinneswandel des zweiten großen deutschen Exilautors der Zeit, Thomas Mann. Der gestand zehn Jahre nach Zweigs Selbstmord ein, dass er inzwischen anders über den Freitod des Autors denke: “Ich gestehe, dass ich damals mit dem Verewigten gehadert habe wegen seiner Tat, in der ich etwas wie eine Desertion von dem uns allen gemeinsamen Emigrantenschicksal und einen Triumph für die Beherrscher Deutschlands sah, deren abscheulicher ‘Geschichtlichkeit’ hier ein besonders prominentes Opfer fallen zu sehen. Seitdem habe ich anders und verstehender über 

Heute ein Museum: Stefan Zweigs Wohnhaus in Petrópolis

Heute begreife er, so Thomas Mann 1952, wie tief verwurzelt Zweig in seiner Heimat war, wie seine ganze Existenz davon abhing. Und so verstehe er nun, “wie wenig es ihm zur Schande gereicht, dass er in der Welt voller Hassgeschrei, feindlicher Absperrung und brutalisierender Angst, die uns heute umgibt, nicht fortleben wollte und konnte.
“Dem Krieg entronnen - und doch nicht frei”
Stefan Zweig “war dem Krieg entronnen und wurde trotzdem von ihm heimgesucht”, sagt Regisseurin Maria Schrader über ihren filmischen Helden in “Vor der Morgenröte”.
Man kann es nicht vergleichen. Und doch: Hat man die Situation von syrischen Flüchtlingen in Deutschland vor Augen, die vor Terror und Bürgerkrieg geflohen sind und die dann in ein Land kommen, in dem wöchentlich Flüchtlingsheime angezündet werden, ahnt man den Schrecken.
Stefan Zweig ist in Brasilien warm aufgenommen worden, seine Existenz war dort nicht bedroht. Bei ihm spielte sich der Horror des Heimatverlustes im Kopf ab.


“Vor der Morgenröte” feierte am 29. Mai Premiere in Leipzig. Am 2. Juni startete der Film in ganz Deutschland.

Genauer Blick in das Körperinnere - Erfinderpreis für Deutsche


(©EPA)
Für ein geniales Verfahren zur früheren Diagnose von Herz- und Tumorerkrankungen haben zwei deutsche Physiker am Donnerstag den Europäischen Erfinderpreis erhalten.
Ihre Erfindung liefere diagnostische Bilder aus dem Körperinneren in noch nie da gewesener Geschwindigkeit und Präzision.
Die heute weit verbreitete Magnetresonanztomographie (MRT) sei manchmal langsam und nicht für alles geeignet, erklärte Gleich, der beim Unternehmen Philips in Hamburg arbeitet. Mit der Magnetpartikelbildgebung (MPI) können Ärzte schleichend voranschreitende Gefäß- und Tumorerkrankungen sofort erkennen und früher therapieren. Dem Patienten werden magnetische Eisenoxyd-Teilchen injiziert, die dann ohne Strahlung dreidimensionale, millimetergenaue Echtzeitbilder von Arterien und Organen liefern, wie der Karlsruher Professor Weizenecker erklärte. Der erste präklinische MPI-Scanner ist am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) im Einsatz.
Der Ingenieur Anton van Zanten erhält den Europäischen Erfinderpreis für sein Lebenswerk. “Mit über 180 erteilten Patenten auf seinen Namen, 36 davon in Verbindung mit Autosicherheit, hat der Ingenieur erfolgreich Fahrassistenzsysteme weiterentwickelt, die heute in vielen Neuwagen Pflicht sind”, schreibt das EPA. Van Zanten leitete unter anderem Anfang der 90er Jahre beim Zulieferer Bosch das Team, dass das Elektronische Stabilitätssystem (ESP) für den Autohersteller Daimler entwickelte.

Quelle: Deutschland.de

Berlin - Neues Institut: Bienen schützen - Artenvielfalt erhalten

(©picture-alliance)
Das Institut für Bienenschutz will dazu beitragen, die Lebensgrundlagen von Bienen zu sichern. Es soll frühzeitig Risiken erkennen und Strategien zum Schutz von Bienen entwickeln. Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt hat das neue Institut bei einer Feier in Berlin eingeweiht. 


Das Institut für Bienenschutz am Standort Braunschweig des Julius Kühn-Instituts hat seine Arbeit aufgenommen. Es soll frühzeitig Risiken erkennen und Strategien entwickeln, um den Lebensraum der Bienen zu schützen. Zudem wird es die Bundesregierung zu Fragen des Bienenschutzes beraten und Entscheidungshilfen erarbeiten. 
Breites Spektrum
Das Institut wird die Interaktion von Bienen und Landwirtschaft erforschen. Monokulturen, Pestizide und Parasiten sind für Bienen lebensbedrohliche Risiken. Daher ist es wichtig Verfahren zu entwickeln, um potentielle Gefahren zu minimieren.
Experten untersuchen Honigbienen, Hummeln und Wildbienen auf Vergiftungen und Schäden, die durch Pflanzenschutzmittel und andere Stoffe entstehen. “Wir brauchen fundierte Grundlagen für eine Bienenhaltung, die aus ökologischer und ökonomischer Sicht wirklich nachhaltig ist”, so Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt in Berlin. “Rund 80 Prozent unserer Pflanzen müssen bestäubt werden, damit wir Obst und Gemüse ernten können.”
Die Arbeit der Forscher kommt den Honigbienen, aber auch anderen Bienenarten zugute. Imker profitieren ebenfalls. Erfreulicherweise entscheiden sich nach langen Jahren des Rückgangs wieder mehr Menschen zu imkern: Etwa 115.000 Imker mit insgesamt rund 800.000 Bienenvölkern gibt es derzeit in Deutschland.
Schutz vor Pestiziden
Mit einer neuen Verordnung will Schmidt Bienen dauerhaft vor Neonikotinoid-haltigem Staub schützen. Neonikotinoide sind eine Gruppe von Pflanzenschutzmitteln. Bienen sind durch sie schwer gefährdet. Auch das Bienensterben steht im Zusammenhang mit den Mitteln. 

Eine Bienenkönigin(©picture-alliance)

Vor einem Jahr ist in Deutschland Handel und Aussaat von Saatgut, das mit bestimmten Neonikotinoiden behandelt wurde, per Eilverordnung verboten worden. Die neue Verordnung löst diese Eilverordnung ab. Sie ist gleichzeitig eine Verschärfung gültiger EU-Regeln. Die Bundesregierung will damit dauerhaft verhindern, dass aus anderen Ländern behandeltes Saatgut importiert und ausgesät wird. Schmid betont: “Mein Ziel ist es, die Verordnung noch vor der Aussaatsaison in Kraft treten zu lassen, um so Bienen vor Neonikotinoiden-haltigem Staub zu schützen, der bei der Aussaat von Wintergetreide blühende Pflanzen belasten könnte.” 

Quelle: RegierungOnline

Los Angeles: Villa Aurora Silent Salon - Picknick und Stummfilm mit Live Orgelbegleitung

"The Speed Kings" (1913, 12 min.) filmed at the Santa Monica car races.
Mabel Normand starring in "A D


Los Angeles | 25. Juni 2016 (20:15 Uhr) 
Drei Kurzfilme in LA und Umland gedreht
Silent Salon geht in die 4. Saison. Die Filmhistorikerin Cari Beauchamp kuratierte das diesjährige Sommerprogramm mit Blick auf die weiblichen Stars der Stummfilm Aera. Diese einflussreichen Komikerinnen dominierten die Kinoleinwände bis in die frühen 20iger Jahre und brachten jede Woche Millionen Zuschauer in die Kinos.

Viele der Filme im Programm wurden an bekannten “locations” in Los Angeles gedreht, was dem Zuschauer einen Eindruck vermittelt, wie Südkalifornien vor ca. 100 Jahren ausgesehen hat. Also nichts wie hin zum Autorennen in Santa Monica, Farmen im Valley, Schotterstrassen und dem gerade eröffneten Beverly Hills Hotel.
Mabel Normand als Pilotin in “A Dash Through the Clouds” (1912, 12 min.) Drehort: Culver City.
“The Speed Kings” (1913, 12 min.) auf der Santa Monica-Autorennbahn gefilmt. 
“Teddy at the Throttle” (1917, 30 min.) mit der 18-jährigen Gloria Swanson in der Hauptrolle in der Regie von Clarence Badger. Gedreht im Beverly Hills Hotel, der alten Pacific Eisenbahntrasse und dem immer noch sehr ländlichen Los Angeles.
Tickets
$ 15 , $10 für Friends of Villa Aurora
Buy Tickets online!
Location
Villa Aurora, 520 Paseo Miramar, Los Angeles, CA 90272
Parken Sie auf Los Liones Drive und nehmen Sie das Villa Shuttle an der Ecke Los Liones Drive und Sunset Blvd.
Türen öffnen um 17 Uhr, Shuttle Service beginnt ebenfalls um 17 Uhr.


Wir danken Flicker Alley für die großzügige Unterstützung.