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Wednesday, March 16, 2016

Los Angeles: Bye, bye Irene - die Chefin des Magic Castle starb mit 79


Zwei Tier-Aktivistinnen und beste Freundinnen v.l.: Irene Lasen und Hitchcock-Star (Die Vögel) Tippi Hedren


Los Angeles - Sie war eine der bezauberndsten Frauen Hollywoods, Und das ist auch nicht verwunderlich: Irene Larsen war die Mitbegründerin und die ungekrönte Königin, die Seele des Zauber Schlosses Magic Castle und der Academy of Magic Art (AMA). Ohne Vorankündigung hat sie plötzlich die Bühne des Lebens am 25. Februar verlassen. Ganz friedlich zu Hause in ihrem Haus mit dem wunderschönen Garten - ihrem Hobby - in Hancock Park. Und niemand, der sie kannte, kann das begreifen. Denn immer sprühte sie voller Lebenslust und Ideen.

Ihre Zauber-Karriere begann mit einem Zufall 1955: Die in Deutschland geborene Irene saß als bildhübsche 19-Jährige in der Zauberschau des Magiers John Daniel. Und er fragte sie, ob sie ihm auf der Bühne assistieren wollte. Voller Abenteuerlust  sagte sie zu. Zwei Jahre später waren die beiden ein Ehepaar. Daniel gab ihr den Spitznamen “Princess Irene” und Magier und Fans in der ganzen Welt nannten sie ihr Leben lang “Princess” oder “Magic Princess”. Die Ehe hielt bis 1960. Nach ihrer Scheidung arbeitete Irene  als Assistentin für William und seinen Bruder Milt Larsen. Sie waren berühmt als  die “Larsen Family of Magicians” und tourten durchs Land. Natürlich schoss dann auch wieder Amor seine Pfeile ab und Princess Irene und Bill Larsen heirateten, und das genau in jener Zeit, als sie das ehemalige, heruntergekommene, Herrenhaus aus dem Jahre 1908 erwarben,  es selbst restaurierten, um daraus das berühmte Magierschloss Magic Castle in Hollywood zu zaubern. 

1963 war es dann nach Monaten des Umbaus soweit:  Das Zauberschloss konnte im Januar 1953 eröffnen und kann heute auf die stattliche Zahl von 2 500 Zauberer-Mitglieder zählen. Es ist übrigens noch heute einzigartig in der Welt - ein exklusiver Club, den man nur als Mitglied oder als Freund eines Mitglieds besuchen kann. Irene begrüßte noch immer, wie in den ersten Tagen des Magic Castle  die Besucher persönlich und sie war eine Gastgeberin, in deren Gesellschaft sich jeder wohlfühlte.

Im vorigen Jahr feierte das Magic Castle seinen 50. Geburtstag. Ein Tag mit viel Prominenz. Immerhin haben hier berühmte Magier wie David Copperfield und auch Siegfried und Roy ihre Karrieren begonnen, mit denen Irene Larsen ihr Leben lang befreundet blieb. Mehrere Hollywood-Stars und Koryphäen waren gekommen, um den historischen Moment zu zelebrieren. Die Veranstaltung wurde den renommiertesten Zauberern gewidmet.
Siegfrid und Roy starteten ihre Weltkarriere im Magic Castle



Die drei Gründer des Magic Castle: William, Irene und Milt Larsen

Zu den Ehrengästen gehörte auch Tippi Hedren, einst blonder Star des Hitchkock-Thrillers “Die Vögel”. Die inzwischen 82-jährige elegante Diva sprühte nur so vor Lebenslust. Sie ist die wohl engste Freundin der Magic Castle-Mitbegünderin und Prinzipalin Irene Larsen. Beide verbindet seit langem die Tierliebe, sie retten gefährdete Tiere. Tippi hat sogar einen ganzen Park mit geretteten Wildkatzen. Und Irene sagte ganz stolz: “Ich habe einen Tiger adoptiert, bin also Tigerbesitzerin.” Sie lachte: “Leider kann ich ihn nicht zu Hause in meinem Garten halten...”

Damals sagte Irene Larsen: “Der Grund, warum wir immer noch hier sind ist die Liebe, die Liebe zur Magie,”  Und sie fügte hinzu, dass ihr verstorbener Mann bestimmt stolz darauf wäre, diesen Meilenstein des Magic Castle zu erleben. Und die gemeinsame  Tochter Erika Larsen sagte, “Wir sind ebenso hier, um die Zukunft der Acadmemy of Magical Arts einzuläuten. Die berühmtesten Magier treten hier im Wochenrhythmus auf oder manchmal auch nur für eine Nacht auf. Die Szene ist sehr lebendig und aufregend.” Das findet auch Erikas Tochter Liberty Larsen. Sie ist bereits die dritte Generation der Zauberfrauen in der Magic Castle Familie und war immer der Stolz der Großmutter Irene.

Ingrid Steinberg

Los Angeles - “Renaissance and Reformation: German Art in the Age of Dürer and Cranach”

Meisterwerke der Staatlichen Museen zu Berlin, der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen München zu Gast im Los Angeles County Museum of Art 

Anlässlich des Reformationsjubiläums im Jahr 2017 werden die Staatlichen Museen zu Berlin, die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen München von November 2016 bis Ende März 2017 im Los Angeles County Museum of Art (LACMA) Schlüsselwerke der deutschen Kunst des 16. Jahrhunderts präsentieren.

Albrecht Dürer, Bildnis des Bernhard von Reesen 1521

Ziel der Ausstellung „Renaissance and Reformation: German Art in the Age of Dürer and Cranach“ ist es, durch bedeutende Kunstwerke einen neuen Blick auf die Reformation und ihre Zeit zu werfen. „Die Kunst dieser Zeit zählt zu den wichtigsten Kapiteln deutscher und europäischer Kunst‐ und Kulturgeschichte. Sie jenseits des Atlantiks zu präsentieren, ist uns ein Anliegen und eine große Freude“, so die Generaldirektoren der Sammlungen Michael Eissenhauer (Berlin), Hartwig Fischer (Dresden) und Bernhard Maaz (München).

Das breite Spektrum an Gemälden, Zeichnungen, Skulpturen und Schatzkunst zeichnet ein facettenreiches Bild dieser Schlüsselepoche der Geschichte. Gezeigt werden unter anderem Meisterwerke von Dürer, Cranach, Holbein, Riemenschneider und Grünewald. 
Die Ausstellung gewährt einen Einblick in die religiösen, gesellschaftlichen und politischen Umbrüche der Zeit. Damit soll ein breites Publikum erreicht und die Neugierde auch bei solchen Besucherinnen und Besuchern geweckt werden, die bislang nur wenig vertraut mit den Ereignissen und der Kunst dieser Epoche sind.

Lucas Cranach d.Ä. Maria mit dem Kunde und Weintraube
1520

„Die Ausstellung bietet eine einzigartige Gelegenheit, im Süden Kaliforniens die größten Errungenschaften der deutschen Renaissance-Kunst zu erleben“, sagt Michael Govan, CEO de LACMA und Wallis Annenberg Director. „Wir freuen uns sehr, diese Werke anlässlich des 500. Reformations-Jubiläums präsentieren zu können.“
Seit seiner Gründung 1965 hat es sich das Los Angeles County Museum of Art (LACMA) zur Aufgabe gemacht, eine sowohl kunsthistorisch wie geographisch übergreifende Kunstsammlung aufzubauen, welche zudem die einmalig heterogene Gesellschaft der Stadt Los Angeles repräsentiert.
Heute ist das LACMA das größte Kunstmuseum der westlichen Vereinigten Staaten, mit einer enzyklopädischen Sammlung von über 120.000 Objekten, die von der Antike bis zur Gegenwart reichen und die ganze geographische Welt sowie fast die gesamte Kunstgeschichte umspannen.

Albrecht Dürer Jacob Muffel1526 (Ausschnitt)

Die Ausstellung wird mit Unterstützung des Auswärtigen Amts ermöglicht. Außenminister Frank-Walter Steinmeier, der die Schirmherrschaft übernommen hat, erklärte dazu in Berlin: 


„Die Reformation hat die damalige Ordnung der Welt entscheidend verändert, auch das Verhältnis des Bürgers zu Staat und Kirche und das Verständnis von Freiheit. Die Reformation forderte nicht nur Kirche heraus, sie stellt Anforderungen an die Politik, die so heute gültig sind. Martin Luther fordert für die eigenen Überzeugungen einzustehen, sich einzumischen, Verantwortung zu übernehmen und für Aussöhnung und Dialog zu arbeiten. Deshalb ist das Reformationsjubiläum für Politik, auch für unsere Auswärtige Kulturpolitik bis heute Auftrag! Ich danke den Staatlichen Sammlungen in Berlin, Dresden und München für die exzellente Zusammenarbeit und hoffe, dass sich möglichst viele Besucher die Ausstellung „Renaissance and Reformation“ ansehen.“

Jazz is in the Air - Ende Mai werden wieder die besten und erfolgreichsteten Jazzmusiker mit einem ECHO geehrt

Das Kulturinstitut des Bundesverbandes der Musikindustrie und die Deutsche Phono-Akademie gaben jetzt die Nominierten bekannt.


Unter den Nominierten sind angesehene deutsche Jazzmusiker wie der Pianist Michael Wollny oder die Jazzlegenden Rolf Kühn und Klaus Doldinger. Mit dabei sind auch internationale Stars wie Joshua Redman, Diana Krall, José James oder John Scofield.

Jazztrompeter Dusko Goykovich bekam 2014 den Preis für sein Lebenswerk

Der ECHO Jazz wird seit 2010 ausgelobt. Er bildet neben dem ECHO Klassik und dem ECHO Pop das dritte Standbein des deutschen Musikpreises. In diesem Jahr wird der ECHO Jazz am 26. Mai in Hamburg verliehen.

cp/suc (echojazz.de, BVMI)

Mark Rothko: Der Maler zwischen Tragödie, Ekstase und Untergang





Christopher Rothko hat nur wenige Erinnerungen an seinen Vater - er nahm sich 1970 das Leben, sein Sohn war damals sechs Jahre alt. Aber er hat noch vor Augen, wie der Künstler eine zehn Meter lange Papierbahn vor ihm ausrollte und ihn dazu aufforderte, die schier unendliche Fläche zu bemalen. Mit dieser Aufgabe ließ Mark Rothko den Jungen allein, aber auch umgekehrt hat Christopher seinen Vater nie bei der Arbeit gesehen: "Das Malen war eine absolut einsiedlerische Beschäftigung für ihn, selbst seine Assistenten durften nur die Materialien zubereiten."

Das Bild 'White Center (Yellow, Pink and Lavender on Rose)' des US-Künstlers Mark Rothko hat mit einem Verkaufspreis von fast 73 Millionen Dollar bei einer Auktion 2007 in New York alle Rekorde gebrochen

Vor rund zehn Jahren gab Christopher Rothko seine Karriere als klinischer Psychologe auf, um sich ganz dem Nachlaß des Vaters zu widmen - seine Schriften und natürlich seine so emotional aufgeladenen Bilder lieferten dem Experten reichhaltiges Material für einen tiefen Einblick in die Gedankenwelt und Psyche des Malers, dessen zunehmend düstere Palette und Suizid auch von je her die Amateure faszienierte. 

Mit seiner Sammlung von 18 Essays, erschienen bei der Yale University Press unter dem Titel "Mark Rothko: From the Inside Out" analysiert Christopher Rothko die menschliche Intensität und Komplexität hinter Werken, die ihr Schöpfer selbst als "Dramen" bezeichnete, und zwar zwischen ihm und dem Betrachter. "Tragödie, Ekstase, Untergang" - das war der Stoff selbst seiner sonnigsten Malerei, wie er dem Kritker Selden Rodman 1956 erklärte. 

"Ich wurde Maler, weil ich die Malerei zur gleichen Gefühlsschärfe wie die der Musik und der Poesie erheben wollte", zitiert Christopher Rothko seinen Vater, dessen Liebe zu Mozart eine kostbare Hinterlassenschaft war: "Von meinen frühesten Tagen an füllte er meine Welt mit Musik." Von Mozart, "dem Meister der kurzen Phrase", übernahm Mark Rothko die "Sonatenstruktur rechtwinkliger Formen", die Transparenz und Klarheit seiner Sprache. Und wie der Komponist war auch der Maler in der Welt emotionaler Widersprüche zu Hause: in der von überkommener Trauer versüßten Freude, im Schmerz über den Verlust noch nachklingendes Glück.


The Subway Series.

Für den Psychologen ist es von entscheidender Bedeutung, dass eine Rothko Leinwand als ganzheitliche Gestalt erlebt wird - der Künstler selbst träumte von Kapellen am Straßenrand, in denen sich ruhesuchende Autofahrer der meditativen Aura eines seiner Gemälde überlassen konnten. "Rothkos Bilder sind Portale zu unserem inneren Selbst", schreibt Christopher Rothko. Zugleich sieht er sie - trotz Kunstgeschichte und Marktwert - als ästhetisch fragil, als dicht am Nichts: sie verlangen jede Menge Hingabe. 

Claudia Steinberg

Los Angeles: “Sleeping Cars”Ausstellung des Fotografen Gerd Ludwig Eindrücke aus der Stadt der Autos


Im Rahmen ihrer Ausstellung “Sleeping Cars” zeigt die Fahey/Klein Gallery großformatige Bilder geparkter Autos im nächtlichen Los Angeles. Los Angeles, unbestritten die Stadt der Autos schlechthin, sind die Fahrzeuge so etwas wie das Blut in den Venen der Metropole. Ludwig deckt auf, wo sich diese ikonischen Einwohner der Stadt in der Nacht aufhalten – eingemottet auf Auffahrten, stolz im Vorgarten zur Schau gestellt, von Straßenlaternen beleuchtet, mit Planen bedeckt oder einfach ohne alles. Der Betrachter wird zum Voyeur, der den Wagen mit Ludwigs Hilfe auf die Schliche kommt. 


Gerd Ludwig (geboren 1947 in Alsfeld) studierte Fotografie an der Folkwang Universität in Essen und arbeitet für Magazine wie Geo, Stern, Spiegel, Fortune, Time und LIFE. Schwerpunkt seiner Arbeiten sind Umweltthemen und der sozioökonomische Wandel. 2014 erschien sein Bildband „Der lange Schatten von Tschernobyl“, in dem der die Spätfolgen des Reaktorunglücks von Tschernobyl dokumentiert, in der Edition Lammerhuber. „Sleeping Cars“ wird eben falls bei Lammerhuber im April 2016 erscheinen. Ludwig lebt und arbeitet in Los Angeles.  



Es gibt mehr als sieben Millionen registrierte Fahrzeuge in Los Angeles. Bilder von Verkehrsstaus sind allgegenwärtig. Aber wo ruhen sich diese Autos nach getaner Arbeit aus? Gerd Ludwig ist ein nachtaktiver Mensch und so treibt es ihn seit vielen Jahren zu nächtlichen Spazierfahrten in die Stadt hinaus. Bei seinen Streifzügen durch LA begannen Ludwig die vielen „zugedeckten Autos“ aufzufallen, geparkte Autos geschützt durch „Sleep-Covers“. Diese Autos zeigen eine ganz andere und sehr architektonische Präsenz. Sie dominieren ihre Umgebung auf ungewöhnliche Weise. Vor einigen Jahren hat Gerd Ludwig dann angefangen, diese „schlafenden Autos“ zu fotografieren, die ihre Schutz- oder Schonbezüge tragen wie Nachthemden. Natürlich fotografierte er auch welche, die nackt schlafen. Und einige, die tagsüber ein Nickerchen machen – und ein paar Glückliche, die zu zweit schlafen.

‘s-Hertogenbosch - Hieronymus Bosch - Heimkehr des rätselhaften Malers

                                     

Vor 500 Jahren, am 9. August 1516, starb der Maler Hieronymus Bosch. Ihm zu Ehren wird seine Heimatstadt ‘s-Hertogenbosch ein ganzes Jahr lang zur Bühne für Boschs wundersame Welt zwischen Himmel und Hölle.

Posthumes Porträt von Hieronymus Bosch


Fliegende Fische ziehen dickbäuchige Boote über den Fluss Dieze. Am Ufer fletscht ein gehörntes Wesen die Zähne, sein langer Schwanz kringelt sich um den Hals. Die niederländische Stadt ‘s-Hertogenbosch hat sich für ein ganz besonderes Fest-Jahr herausgeputzt.

“Eine Zeitreise” verspricht Justine de Jong von der Organisation “bosch500” den Besuchern. Mehr als 90 Aktivitäten, 13 Ausstellungen, Theater, Tanz, eine “Himmel- und Höllen-Fahrt” auf dem Fluss Dieze, abendliche Licht- und Musikspektakel, ja sogar ein Requiem wird es geben.
Vor allem aber werden die wundersamen Wesen, für die Bosch so berühmt ist, die mittelalterlichen Gassen, Plätze und Parks beleben. Monster, Fabelwesen und Engel ziehen ein in den Wald des Herzogs, wie ‘s-Hertogenbosch wörtlich übersetzt heißt.
Heimkehr seiner Bilder
Alle seine Meisterwerke schuf der Maler in ‘s-Hertogenbosch. Etwa 45 gibt es noch, und sie sind heute im Besitz von 18 Sammlungen in zehn Ländern. Doch keines – es ist kaum vorstellbar – ist noch in seiner Heimatstadt. “Doch jetzt kommen viele nach Hause”, sagt Charles de Mooij, der Direktor des Noordbrabants Museum in ‘s-Hertogenbosch. Etwa 20 Gemälde und 19 Zeichnungen sind ab 13. Februar dort zu sehen. “Hieronymus Bosch - Visionen eines Genies” ist die bisher größte Bosch-Ausstellung.
Direktor de Mooij ist froh und stolz. Denn dass ausgerechnet sein Museum in der 140.000 Einwohner-Stadt diese spektakuläre Ausstellung zeigen kann, ist fast schon ein kleines Wunder. Warum sollten die großen Museen auch ihre kostbaren Juwelen auf die Reise in die süd-niederländische Provinz Nordbrabant schicken? “Der Heuwagen” aus dem Prado in Madrid etwa oder “Das Narrenschiff” aus dem Louvre in Paris? “Wir hatten ja nichts als Gegenleistung zu bieten”, sagt de Mooij.
“Der Heuwagen” von Hieronymus Bosch entstand vermutlich um 1490
Dann machten die Niederländer den Museen aber doch noch ein verlockendes Angebot. Vor neun Jahren starteten sie das bisher umfangreichste Forschungs- und Restaurierungsprojekt zum Gesamtwerk von Hieronymus Bosch. “Wir haben die Gemälde und Zeichnungen mit den neuesten Techniken untersuchen lassen”, sagt de Mooij. 12 Werke wurden so restauriert.
Rätselhafter Maler
Die Forscher konnten einige Rätsel lösen – die Ergebnisse des Projekts werden im Februar vorgelegt. Doch das größte Rätsel bleibt. Wer war dieser Maler auf der Schwelle von Mittelalter und Renaissance, dessen detaillierte Visionen von Himmel und Hölle bis heute eine unerklärliche Anziehungskraft auf Millionen Menschen ausüben?

Bosch-Skulptur von August Falise
“Eigentlich wissen wir kaum etwas über ihn”, sagt Joop van Dijk. Der 63-jährige ehemalige Schulleiter führt in seiner Freizeit Besucher durch ‘s-Hertogenbosch. Auf dem alten Marktplatz steht eine große Skulptur, die den Maler darstellen soll. “Ob er echt so aussah?” Van Dijk lacht und zuckt mit den Schultern: “Wir wissen es nicht.”
Nur eines ist sicher: Am 9. August 1516 läuteten die Glocken der Sint-Jans-Kathedrale zur Trauerfeier. “Das kostete 27 Schillinge”, zitiert van Dijk die Kirchenbücher. Doch wo sein Grab ist, woran er starb, ob er Kinder hatte – das alles ist unbekannt. Als der Maler als Hieronymus van Aken um 1450 geboren wurde, war ‘s-Hertogenbosch eine blühende, reiche Metropole – bekannt für feine Stoffe und die Kunst. Die van Akens waren eine angesehene Maler-Familie mit Wohnsitz am alten Markt. “Allerdings auf der armen Seite des Platzes”, sagt van Dijk.
Charmantes Heimatstädtchen
Die Heirat mit der wohlhabenden Aleid van de Meervenne 1480 brachte Bosch, so sein Künstlername, in die höheren Kreise und auf die “reiche Seite” des Marktes. Er wurde sogar in die illustre Liebfrauen-Bruderschaft aufgenommen. Diese sogenannte Schwanenbruderschaft besaß in der Kathedrale eine eigene Kapelle, für die er wohl auch ein Altarbild gemalt hat. Der Ruhm des Malers reichte aber weit über die Stadtgrenzen hinaus bis an den spanischen Hof.


                                       

Vieles in der charmanten Stadt ‘s-Hertogenbosch ist noch genauso wie zu Lebzeiten des Malers. Die Gässchen, der alte Markt, die Kathedrale. Auch die Schwanenbruderschaft gibt es noch immer – ihr berühmtestes Mitglied ist heute der niederländische König Willem-Alexander.

“Bosch würde sich heute immer noch zurechtfinden”, sagt Stadtführer van Dijk lachend. Er zeigt auf das Dach der Sint-Jans-Kathedrale. Dort oben sitzen in Stein gehauene teuflische Monster. “Wie von Bosch gemalt.” Nur eine Figur wäre dem Maler sicher fremd. Der “Engel mit dem Handy” – der wurde 2011 bei der Restaurierung der Kirche neu aufs Dach gesetzt.