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Wednesday, August 19, 2015

Schwarzenbach - Erika-Fuchs-Haus: Deutschlands erstes Comic-Museum ist eine Huldigung an Donald Ducks Textchefin

Man nannte sie die Grande Dame des Comics, Erika Fuchs, die langjährige Chefredakteurin der Micky-Maus-Hefte und Übersetzerin der Donald-Duck-Geschichten, die Urheberin des “Erikativs” – “Staun!” “Freu!” “Hüpf!”– und Trägerin zahlreicher (ja sogar Literatur-) Preise. Nun bekam Donald Ducks Textchefin ein eigenes Museum. Am 1. August wurde im oberfränkischen Schwarzenbach an der Saale Deutschlands erstes Comic Museum eröffnet, das “Erika- Fuchs-Haus”. 

Fünf Millionen Euro hat das neue Museum - vorwiegend aus Spenden - gekostet, jetzt hoffen Stadt und Kuratoren, dass die Donald-Fans möglichst zahlreich ins oberfränkische Entenhausen strömen. Im Museum lädt ein “Wort-Generator” dazu ein, selbst Fuchssche Wortungetüme zu erfinden. Und man kann auch in Dagoberts Geldspeicher schwimmen oder in Daniel Düsentriebs Werkstatt stöbern.

Freu! Hüpf! Spring! Donald, Dagobert, Tick, Trickk und Track, Micky, Minnie, Goofy, Pluto... Ohne Erika Fuchs wären die weltberühmten Enten, Mäuse und Hunde nicht das, was sie sind - zumindest in Deutschland...

Erika Fuchs hat jeder Figur eine eigene Sprache gegeben: Dagobert Duck spricht gespickt mit Konjunktiven und verschachtelten Genitivkonstruktionen. Ganz anders als Donald, der wichtigtuerisch übertreibt, oder die Neffen Tick, Trick und Track, denen Fuchs eine Jugendsprache verpasste, die sie sich später in München, wo sie nach dem Tod ihres Mannes bis 2005 lebte, in der U-Bahn abhörte.

Von 1951 an war sie Übersetzerin und Chefredakteurin des Mickey-Maus-Magazins. Mit ihren Wortspielen und lautmalerischen Schöpfungen prägte sie nachhaltig die deutsche Sprache. Sie trug einen wesentlichen Teil dazu bei, dass sich Comics im Nachkriegs-Deutschland von der Schmuddel-Lektüre hin zu einer eigenen Kunstform entwickelten. Ihr zu Ehren wurde nun in Schwarzenbach, einer kleinen Stadt nicht unweit von Bayreuth, Deutschland erstes Comic-Museum eröffnet. Von Schwarzenbach aus erfüllte Fuchs Entenhausen mit Leben, hier lebte sie für rund fünf Jahrzehnte.

Dr. Erika Fuchs: Mutter aller Sprechblasen
Erika Fuchs war für ihren Mann Günter nach Schwarzenbach gezogen. Er war dort Ingenieur, sie konnte mit ihrer Ausbildung als Kunsthistorikerin an Universitäten in Lausanne, München und London in der Provinz nichts anfangen. Bald begann sie, englische Literatur als Gelegenheitsjob ins Deutsche zu übersetzen, unter anderem für Reader’s Digest. In deren Verlagshaus lernte sie irgendwann den Leiter des neugegründeten Ehapa-Verlages kennen.
Er schlug ihr vor, neuartiges Material zu übersetzen: bunte Bildergeschichten, in denen sich Enten und Mäuse mittels Sprechblasen unterhielten. Erika Fuchs lehnte entsetzt ab, einige Comic-Exemplare nahm sie aber dann doch mit nach Hause. Dort wuchsen ihr Mickey, Donald & Co. ans Herz, denn bald darauf stand in jeder Ausgabe bis 1988 ihr Name im Impressum der deutschen Mickey-Mouse-Ausgaben.
Dabei übersetzte Erika Fuchs nie wörtlich, sondern nutzte die englische Vorlage eher als Inspiration. Sie streute klassische Zitate von Schiller bis Bizet ein, lässt Donald beispielsweise schwärmen: “Wie herrlich leuchtet mir die Natur” und zitiert en passant die erste Zeile von Goethes “Maifest”. Auch der Kultsatz “Dem Ingenör ist nicht zu schwör” ist eine Erfindung von Erika Fuchs. Er stammt aus Daniel Düsentriebs Schnabel, um genau zu sein. Und auch die Tick, Trick und Track-Hymne - die im englischen Original übrigens Huey, Dewey und Louie heißen – geht auf ihr dichterisches Konto:
“Wir pfeifen auf Pomade, /
auf Seife, Kamm und Schwamm, /
wir bleiben lieber dreckig /
und wälzen uns im Schlamm.”
Solche Zeilen sahen viele deutsche Eltern in den 60er Jahren nicht gern, doch bei den Nachkriegskindern wurden Comics durch Fuchs’ Sprachgenie umso beliebter. Auch dass sie Details aus ihrem Umfeld im Fichtelgebirge nach Entenhausen schmuggelte, wird bei Ortsnamen wie Schnarchenreuth und Kleinschloppen schnell klar.
Die Mickymaus-Chefredakateurin erfand Kunstwörter und sogar eine neue Verbform, den Inflektiv, der Übersetzerin zu Ehren auch Erikativ genannt. Wer also gern mal “Grübel”, “Ächz” oder “Schnief” sagt, darf sich bei Fuchs für die Erweiterung der deutschen Sprache bedanken. Ihr Entenhausen ist ein Kult-Topos für sich, und durchaus nicht einfach nur die deutsche Ausgabe von “Duckburg”, wie die Entenstadt beim Erfinder Carl Bark heisst.
Fuchs starb im Alter von 98 Jahren 2005 in München. Das Erika-Fuchs-Haus in Schwarzenbach würdigt nun Leben und Werk der großen Disney-Übersetzerin. Manuskripte, ihre Schreibmaschine und ihr Notizbuch geben Einblick in Fuchs’ Arbeitsweise. Dabei wird klar, wie akribisch und perfektionistisch sie bei ihren Übersetzungen vorging. Oft redigierte sie die Sprechblasen der Comic-Enten bis zu zehn Mal, bevor sie zufrieden war.

In einem weiteren Teil des Museums haben die Macher Entenhausen nachgebaut. Den größten Platz nimmt Dagoberts Geldspeicher ein, in dem Besucher ein Bad in einem Meer aus Talern des Comic-Kapitalisten nehmen können. Auch die Häuser von Donald und Daniel Düsentrieb lassen sich besichtigen. Man sollte eben nur aufpassen, dass nichts “Schwupp Krach!” zu Bruch geht.
Verantwortlich für die “Donaldisierung” Schwarzenbachs ist Gerhard Severin. Der Amtsrichter und bekennende Donaldist war kurz vor der Eröffnung “vor allem müde vom Kistenschleppen”, denn das Museum ist quasi um seine Sammlung herum entstanden: 3000 Donald-Exponate, Hefte, Poster, Figuren, Entenhausener Devotionalien jeder Art. Die wollte Severin schon vor knapp zehn Jahren ausstellen und fand im damaligen Bürgermeister von Schwarzenbach an der Saale einen Mitstreiter.

So schaut’s aus: Ein Mädchen begutachtet im  Museum für Comic und Sprachkultur die Exponate

Erika Fuchs war eine echte Intellektuelle, die sich das Abi auf einem Knabengymnasium erkämpfte, später in Lausanne, London und München Kunstgeschichte, Archäologie und mittelalterliche Geschichte studierte, 1931 promovierte.”Man kann nie gebildet genug sein, um Comics zu übersetzen”, soll sie gesagt haben. Und in der Tat: Shakespeare, Goethe, Schiller, Brecht, Heine, Cicero – ihre Zitate sind gang und gäbe in Entenhausen...

San Francisco - Audre Lorde, Berliner Jahre: 1984–1992

Filmvorführung im Rahmen der Ausstellung “Homestory Deutschland - Schwarze Biografien in Geschichte und Gegenwart”
Samstag, 22. August 2015 - 19:30 Uhr
RSVP bis 19. August
Gerlind Institute for Cultural Studies
2128 108th Ave
Oakland
Deutsch mit englischen Untertiteln
$10-20
+1 510 4302673


Die prägnanten, zuweilen wütenden, aber immer brillanten Schriften und Reden, für die Audre Lorde bekannt ist, definierte und inspirierte die US-amerikanische feministisch-lesbische, Afro-Amerikanische- und Women-of-Color Bewegungen der 1970er und 1980er Jahre. “Audre Lorde - die Berliner Jahre 1984-1992” dokumentiert ein vielen unbekanntes Kapitel ihres Lebens: ihren Einfluss auf die deutsche Politik und Kulturszene in einem Jahrzehnt des tiefgreifenden sozialen Wandels. Der Film untersucht die Bedeutung ihres Vermächtnisses. Sie ermunterte Afro-Deutsche, die bis dahin keine selbst gewählte Bezeichnung und keinen eigenen Raum hatten, sich in einer Kultur, die sie isolierte und in der sie keine Stimme hatten, zu zeigen. Der Film dokumentiert wie Lorde die Afro-Deutschen Frauen ermutigt zu schreiben und zu veröffentlichen, während sie weiße Frauen dazu aufforderte, ihre Privilegien anzuerkennen und mit Unterschieden konstruktiv umzugehen. Durch bisher unveröffentlichtes Archivmaterial sowie aktuellen Interviews, wird der weitreichende Einfluss auf Deutschland deutlich. Der Film zeigt Material aus Dagmar Schultzes persönlichem Video- und Audio- Archivs, das einen besonderen Einblick in das private Leben Audre Lordes ermöglicht.