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Tuesday, May 19, 2015

Los Angeles - Chris Burden gestorben; Er schuf den Laternenwald vor dem LACMA

Chris Burden in seinem "Fliegenden Kajak"
Chris Burden begann seine Künstlerkarriere 1973 mit einer Schußwunde im linken Arm. Die von seinem Komplizen Bruce in einer Galerie in Santa Ana vor einer kleinen Gruppe geladener Gäste aus fünf Meter Entfernung geschossene Kugel traf ihn härter als erwartet - “wie ein LKV mit 80 Stundenkilometern” -, doch sie machte ihn schlagartig berühmt und die 8-sekündige Superachtaufname des schockierenden Ereignisses unsterblich.  Während der Vietnamkrieg auf amerikanischen Bildschirmen wütete und die Bürgerrechtsbewegung ihre Märtyrer forderte, stellte sich der Sohn eines Ingeneurs und einer Biologin und Kunstrestauratorin als Medium für einen gesellschaftlichen Schmerz, der sich nicht malen oder modellieren ließ, zur Verfügung. 

Als radikaler Minimalist arbeitete Chris Burden mit dem nächstliegendsten aller Materialien - seinem Körper. Das Bedürfnis und der Mut, extreme Bedingungen am eigenen Leib zu erfahren, machten ihn zum prominentesten Vertreter der Body Art. “Wenn ich mit Schmerz oder Angst arbeite, scheint sich die Situation mit Energie aufzuladen”, erklärte er 1975 in einem Interview. Und so machte Burden, der als 12-jähriger einen Unfall erlitt und aus seiner langwierigen, schmerzvollen Rekonvaleszenz als Künstler hervorging, freiwillig etliche Agonien durch und starb einige Beinah-Tode: gekreuzigt auf dem Dach eines VWs, halbverhungert am Strand, fast ertrunken oder von einem Auto überrollt, als er sich nachts als “Deadman” (1972) mitten auf den stark befahrenen La Cienega Boulevard in Hollywood unter eine Plane legte, von zwei Notlämpchen flankiert. Am 10. Mai starb Burden ganz friedlich im Alter von 69 Jahren an Hautkrebs in seinem Haus am Topanga Cany
on in Los Angeles.
Aus 202 historischen versilberten Straßenlaternen schuf der Künstler Chris Burden die Installation "Urban Lights" vor dem LACMA, sie wurde zum Wahrzeichen des Museums

Am Ende der 70er hatte er sich nach rund 50 Performances  komplexen Konstruktionen zugewandt, die mit ihrem Maximalismus nahezu als Gegenteil seiner legendären Selbstversuche wirken: ein “Geisterschiff”, das unbemannt von einer schottischen Insel zur englischen Küste segelte, ein Porsche und ein Meteroid, die sich von der Decke hängend die Waage halten. Seine monumentale Installation “Urban Light” aus 202 antiken, versilberten Straßenlampen, die das LACMA 2008 kaufte und vor seinem Gebäude aufstellte, wurde zum Wahrzeichen des Museums. Dort ist nun seine letzte Arbeit, ein silbernes Luftschift zu Ehren des Piloten Santos Dumont, zu sehen, und der Laternenwald leuchtet in Burdens Andenken.


Claudia Steinberg

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