Monday, July 24, 2017

Kunstkrimi in Newark: Hochkarätiges Diebesgut in einem Sattelzug und einem New Yorker Lagerhaus


Im Sommer 2012 entdeckten die Behörden in Newark, New Jersey einen mysteriösen Sattelzug mit rund 1100 Kunstwerken - fünf Tage dauerte die Inventur, die Arbeiten von Alfred Stieglitz (darunter ein 675,000 Millionen Dollar Portrait seiner Frau Georgia O'Keefe), Edward Westen und anderen großen Meistern der Fotografie zutage förderte. Ein beinah ebenso unfangreicher und hochkalibriger Schatz tauchte kurz darauf in einem Lagerhaus in New York auf. Insgesamt belief sich der Schätzwert der beiden für die Verschiffung nach Spanien bestimmten Funde auf 16 Millionen Dollar. Als unrechtmäßiger Eigentümer wurde Philip Rivkin identifiziert, der die Kunstkäufe zwar mit Kennerblick, aber vor allem mit dem Ziel der Geldwäscherei im Namen seiner Firma Green Diesel getätigt hatte. 
Alfred Stieglitz und seine Ehefrau Georgia O`Keefe

Dem texanischen Unternehmen war es gelungen, Ölgiganten wie Shell, BP und Cisco beim Emissionshandel mit Biodiesel rund 60 Millionen Guthaben für erneuerbare Energie im Wert von 29 Millionen Dollar zu verkaufen, ohne auch nur eine Unze von dem vergleichsweise umweltfreundlichen Treibstoff produziert zu haben. Nach einer Razzia seiner Büros verbrachte Rivkin zwei Jahre auf der Flucht in Europa und Lateinamerika. In Guatemala versuchte er, als Felipe Poitan Arriaga unterzutauchen, wurde jedoch des Landes verwiesen und unmittelbar nach seiner Auslieferung im Juni letzten Jahres vom amerikanischen Geheimdienst in Houston verhaftet. Rivkin erklärte sich aller 68 Anklagepunkte für schuldig und mußte unter anderem 29 Millionen Dollar Bargeld, einen Lamborghini, einen Maserati, einen Bentley und ein Canadair Jet abtreten. Seine Gefängnisstrafe beläuft sich auf zehn Jahre, die Restitutionsansprüche lieben bei 51 Millionen Dollar. 

Die amerikanische Regierung hat Christie's mit der Versteigerung von Rivkins Sammlung beauftragt: am 17. Februar wurde in New York die erste einer Reihe von thematisch organisierten Auktionen - zum Beispiel "America the Beautiful" -abgehalten. Zu den Höhepunkten aus Rivkins Diebesgut zählen mehrere Edward Weston Fotos, darunter "Death Valley", gekauft im November 2010 bei Sotheby's für 16,250 Dollar und "Knees", erworben für !65,000 Dollar bei einem Großeinkauf für 1, 4 Millionen im März 2011. Unbestrittener Star des konfiszierten Materials ist jedoch ein besonders rarer Abzug von Gustave Le Grays Bateaux quittant le port du Havre, das die kaiserliche Flotte von Napoleon III 1856 beim Auslaufen zeigt - Christie's hat einen Schätzpreis von 300,000 bis 500.000 Dollar veranschlagt. Eine kleine Ironie des Schicksals, dass die prächtigen, von erneuerbarer Energie getriebenen Schiffe nun die amerikanischen Umweltbehörde für Rivkins Emissionsschwindel kompensieren sollen.

Claudia Steinberg

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