Monday, July 24, 2017

Der Künstler Ai Weiwei thematisiert die Migrations-Krise


“Gute Zäune - gute Nachbarn”, so lautet eine wiederkehrende Zeile einem berühmten Gedicht des amerikanischen Poeten Robert Frosts, die Ai Weiwei nun zum Titel einer ambitionierten Freilichtausstellung in New York erkoren hat: in Kooperation mit dem Public Arts Fund wird der Exilant vom 12. Oktober 2017 bis zum 11. Februar nächsten Jahres unterschiedliche Zäune an prominenten Stellen der Stadt installieren: am Südende des Central Parks, vor dem Cooper Union College im East Village, im Flushing Meadows Park in Queens sowie an Dutzenden weiteren Orten in sämtlichen Vierteln – insgesamt sollen mehr als hundert kleine und große Metallbarrieren an die derzeitige Immigrationspolitik der US erinnern.
        Der chinesische Künstler Ai Weiwei
 Sowohl für die vierzigjährige Non-Profit-Organisation als auch für den Künstler handelt es sich um das größte öffentliche Spektakel, das sie je veranstalteten. Ai Weiwei hat die Migrationskrise bereits in mehreren Werken thematisiert und bezeichnet den Stacheldrahtzaum als Teil seines Vokabulars. Für den politisch verfolgten Künstler, der selbst in den 80er und 90er Jahren eine Dekade in New York verbrachte, muß die geplante Mauer an der Grenze zwischen Mexiko und den USA als ein besonders schmerzlicher Verrat am amerikanischen Freiheitsversprechen gelten, auch wenn Heinrich Heine die vermeintlich so offene Nation bereits 1830 als “ungeheures Freiheitsgefängnis” charakterisierte und sich in jüngster Vergangenheit Obama den Spitznamen des “Chefdeporteurs” verdiente – auf seine Veranlassung wurden in acht Jahren mehr illegale Immigranten abgeschoben als in der gesamten Geschichte der USA. 

Das einzige bisher verfügbare Bild von Ai Weiweis geplanter Installationen gleicht eher einem gigantischen Vogelkäfig als einer Grenze und erinnert vielleicht effektiver an die absurden Gefängnisstrafen, die das “Land of Liberty” lieber als jede Diktatur dieser Welt verhängt. Aber vielleicht werden sich manche Gitter der New Yorker Bevölkerung - und den Touristen - als Hindernisse in den Weg stellen und an eine andere Zeile in Robert Frosts Gedicht erinnern: “Es gibt etwas, das mag die Mauern nicht….”C.S.

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